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Josef Matthias Hauers Schrift Vom Wesen des Musikalischen und Johann Ludwig Trepulkas Arbeitsexemplar
Ein philologischer Überblick
von Herbert Henck
I n h a l t
Kapitel 1 Einleitung
Unter dem persönlichen Einfluss von Josef Matthias Hauer (1883–1959) las Johann Ludwig Trepulka (geboren am 19. August 1903 in
Wien, nach einem Feldpostbrief, den er am 24. Februar 1945 schrieb, im Raum Danzig verschollen und wahrscheinlich im Krieg gefallen) dessen 1923 erschienene Schrift Vom Wesen des Musikalischen. Ein Lehrbuch
der Zwölftöne-Musik. [1] Diese Schrift Hauers, die im Nachlass des jungen Komponisten als Druck überliefert ist, wurde von Trepulka häufig von Hand unterstrichen oder gelegentlich auf den Rändern kommentiert. Seine ausführliche Beschäftigung mit Hauers Lehren hat somit – neben dem Wissen, er sei ein Schüler Hauers gewesen – zumindest diesen konkreten Hintergrund, und man kann wohl von einem Arbeitsexemplar des angehenden Komponisten sprechen, der im August 1923 zwanzig Jahre alt wurde und also etwa zwanzig Jahre jünger als Hauer war. Fraglos ist auch, dass der Einfluss von Hauer Trepulkas Schaffen mitbestimmte, so dass Hauer ein Vorbild für ihn gewesen sein mag.
Dass die Begegnung mit Hauer im Jahre 1923 stattfand, welches der Druck zeigt, ist durch folgende vier Umstände zu vermuten: Trepulka begann 1923
seinen privaten Unterricht bei Hauer (siehe nächste Anmerkung); er besaß ein vollständiges Exemplar von Hauers Schrift Vom Wesen des Musikalischen. Ein Lehrbuch der Zwölftöne- Musik zum Studium von Hauers Theorien (Abb. 3 und Abb. 5); und er komponierte im zweiten Halbjahr 1923 mit seinem Klavierzyklus op. 2 (nach Gedichten von Nikolaus Lenau) eine Art
Gegenstück parallel zur Entstehung von Hauers Klavierzyklus op. 25 (nach Gedichten von Friedrich Hölderlin). [2] Und Hauer nannte Trepulka an nicht weniger als sechs Stellen in seiner ebenfalls 1923 verfassten Schrift Atonale
Melodienlehre. Eine Hörschule (wie vorige Anmerkung). Dies sind selbstverständlich nur Hinweise und keine Beweise für eine Datierung des Drucks. Dennoch zeigt sich darin sowohl die keineswegs einseitige Wertschätzung als auch die enge Zusammenarbeit der beiden zu dieser Zeit in Wien lebenden Komponisten. Zum Ergebnis meiner Bemühungen um die Datierung des Buchs von Hauer sei auf eine spätere Stelle vorliegenden Aufsatzes verwiesen, siehe hier.
Zu Hauers Schrift Vom Wesen des Musikalischen ist zunächst zu sagen, dass es sich grundsätzlich um denselben Text handelte, der 1920 als Erstausgabe
gleichzeitig in Leipzig und Wien im Verlag Waldheim-Eberle A. G. erschienen war (Zitierlink der Ausgabe von 1920; zu Hauers 1 oder 2 Vornamen siehe hier). Dieser Druck ging aus Hauers Schrift Über die Klangfarbe (1918) [8] hervor. – Im Jahre 1923 wurde Vom Wesen des Musikalischen jedoch in Berlin-Lichterfelde (bei Schlesinger) und Wien (bei Haslinger) neu aufgelegt unter Einbeziehung verschiedener Nachträge und Überarbeitungen, die Hauer inzwischen an dem Text vorgenommen hatte. Dabei wurden nicht nur eine, sondern zwei Fassungen mit weitgehend identischem Text veröffentlicht, die vor allem den Untertitel von Ein Lehrbuch der Zwölftöne-Musik zu Ein
Lehrbuch der atonalen Musik änderten, worin auch der eigentliche Grund des zweiten Drucks zu sehen sein könnte. Ob dies vielleicht im Einvernehmen mit Hauer geschah, vermag ich nicht zu sagen, sondern allenfalls mutmaßen, was Hauer oder den Verlag zu diesem durchaus ungewöhnlichen Schritt bewog.
In dem Arbeitsexemplar Trepulkas (frühestens 1923 entstanden, so das Copyright unter der letzten Grafik D) sowie in beiden Büchern aus demselben Jahr hatte
Hauer seinen Text bereits revidiert und wich manchmal deutlich von der drei Jahre zuvor erschienenen Erstausgabe ab, weniger gegenteilig als ergänzend, soweit dies ein etwas oberflächlicher Vergleich bereits
zeigte. [3] Veröffentlicht wurden die Fassungen der fast gleichlautenden Bücher, die denselben Haupttitel Vom Wesen des Musikalischen trugen, in Berlin-Lichterfelde im „Verlag der Schlesinger’schen Buch- und Musikhandlung (Rob[ert] Lienau)“ und in Wien bei „Carl Haslinger“, wobei Trepulkas Arbeitsexemplar nicht für den Handel bestimmt war und, wie gesagt, im gedruckten Text weitestgehend die Buchfassung mit dem Untertitel Ein Lehrbuch der Zwölftöne-Musik wiedergab. Die zwei sich, nach Hauers Worten, wenig und unwesentlich voneinander unterscheidenden Ausgaben, die regulär in den Handel gelangten, werden in Kapitel 2 ausführlicher besprochen. Dieses Thema wird den Leser aber auch sonst begleiten, da sich im Laufe der Zeit Widersprüche ergaben, die sich selbst bei Abschluss des vorliegenden Aufsatzes nicht alle beheben ließen und die Datierung dieser Drucke unerwarteter Weise zu einer Hauptaufgabe vorliegender Untersuchung machten.
Der Scan, den ich von dem Arbeitsexemplar zur Verfügung hatte, machte von der Hauerschen Schrift in Bezug auf die Gestalt des gesetzten Textes zwar einen
klaren Eindruck, doch eine Bindung schien mir nicht vorhanden gewesen zu sein, und es hatte den Anschein, als seien die Blattlagen unverleimt geblieben (Abb. 5). Erst als ich ein
Exemplar des Drucks über die Fernleihe im Original aus Weimar heranziehen konnte, wurde mir der desolate Zustand der damaligen Bindung bekannt, so dass ich damit rechnen musste, auch Trepulkas Arbeitsexemplar sei ursprünglich gebunden gewesen, habe sich im Laufe der Zeit jedoch in seine Bestandteile aufgelöst. Ansonsten glichen sich das Exemplar Trepulkas und das Original des Buchs einschließlich seines Einbands, soweit ich dies erkennen konnte, genau, sieht man von einem völlig unbedeutenden Unterschied des Copyrights ab, der wohl nur auf einem Versehen des Setzers beruhte (siehe hier). Diese an sich kaum nennenswerte Abweichung machte aber bereits deutlich, dass Trepulkas Arbeitsexemplar noch einmal auf Fehler hin durchgesehen wurde und dass dieses somit früher als
der endgültige Druck angefertigt wurde, was hier jedoch keinerlei Konsequenzen hatte.
Aufmerksam gemacht sei auch darauf, dass sowohl das Exemplar Trepulkas wie die zwei Ausgaben des Buchs von 1923 jeweils 61 gezählte Seiten
umfassen (siehe die beiden Zitierlinks in Anm. [1]), und umfangreichere Veränderungen des Texts daher zwar nicht unmöglich, aber eher unwahrscheinlich sind (vgl. hierzu die Widmung II von Hauer). Dennoch ist ein Vergleich aller drei Texte (Trepulkas Arbeitsexemplar sowie die beiden Buchausgaben 1923) wohl insgesamt notwendig, selbst wenn er zu dem Ergebnis führen sollte, dass, außer den Untertiteln, manche Seiten wortwörtlich und bis in die Schrifttypen, die Interpunktion, die Umbrüche und das Layout hinein übereinstimmen, das Buch also größtenteils 1 : 1 faksimiliert wäre. Dies wäre gleichwohl eine Erkenntnis, die man nicht ohne weiteres übergehen kann. Die zwei Bücher von 1923 wurden in verschiedene Sammlungen öffentlicher Bibliotheken Deutschlands, Österreichs und der Schweiz aufgenommen, während das Exemplar Trepulkas erst im September 2014 im Nachlass des Komponisten in Konstanz aufgefunden wurde, und es sich hierbei durch seine nachträgliche Beschriftung von Hand natürlich um ein Unikat handelt. [4]
Die Erstausgabe von 1920 ist heute im Internet als Download erhältlich (siehe hier die „Read Online“-Fassung mit der allgemeinen Übersicht), doch stammt das unter dem Link
gezeigte Buch eindeutig nicht von 1923, sondern von 1920. Zudem stehen falsche Titel- und Verlagsangaben unter dem Buch (siehe den Scan des Originals), und hinzukommt der Schreibfehler „R. Leinau“
anstatt „R. Lienau“ in dem ohnedies nicht zutreffenden Verlag. Die Webseite des Links krankt auch an gelegentlichem, indes aber empfindlichem Textverlust (so ist etwa in der
Fußnote auf Seite 5 der Nachname Ferdinand Ebners, als Mitarbeiter Hauers an dem Buch, überhaupt nicht mehr sichtbar). Die „Read Online“-Fassung des Buchs (siehe den ersten Link in diesem Absatz)
spottet indes jeder Beschreibung und ist aufgrund ihrer zahllos klaffenden Lücken und leeren Seiten leider nur als reine Zumutung und bloße Zeitverschwendung zu betrachten (etwa die Hälfte der in einem Browser
angezeigten 80 Seiten ist völlig unbedruckt; und etliche Seiten zeigen nur teilweise Text). Mehr kann man über dieses Buch nicht sagen, denn sein Inhalt bleibt dem Leser vorenthalten. Die Sorgfalt des Scannens,
welche „Google“ noch im ersten Satz seines Vorworts Über dieses Buch oder auch im englischen Text („carefully scanned“) so vielversprechend anpreist, erweist sich bereits bei einem schnellen Durchblättern als das genaue Gegenteil jedes sorgfältigen Scannens – ein Abstand von Worten und Taten, der seinesgleichen sucht. Im Nachwort dieses Aufsatzes wird darauf zurückzukommen sein.
Kapitel 2 J. M. Hauers Schrift Vom Wesen des Musikalischen und seine Auflagen
Um die sich bei Trepulkas Arbeitsexemplar stellenden Probleme im Zusammenhang mit den (nicht gezählten sondern nur nach Jahr datierten) Auflagen von Hauers
Buch genauer zu besprechen, sei das vorliegende Kapitel einbezogen. Die hier angestellten Überlegungen und Nachweise konnten zum größten Teil erst stattfinden, nachdem der umrahmende Text über Trepulka bereits
geschrieben war. Doch konnte ich nicht damit rechnen, auf diesem Wege noch einer handschriftlichen Widmung Hauers, also einem Autografen des Verfassers, zu begegnen, wodurch sich die Sachlage teilweise klären ließ.
Daher ist dieses Kapitel zugleich als eine Art von Exkurs zu verstehen, durch den andere Fragen einstweilen in den Hintergrund treten. Die Fragen wurden aber wieder aufgegriffen, sobald sich neue Gesichtspunkte
ergaben. Das Jahr 1923 spielt dabei eine wichtige Rolle, da in diesem Jahr zum einen zwei Auflagen von Hauers Buch erschienen, zum anderen Trepulkas Zusammenarbeit mit Hauer 1923 und 1924 wohl seinen Höhepunkt
erreichte und das Arbeitsexemplar Trepulkas im Druck durch sein Copyright auch auf 1923 datierbar war.
Zu Beginn dieses Kapitels sei hervorgehoben, dass Hauer am 18. Oktober 1923 nicht eines, sondern zwei Bücher für Carl Danzinger (1884–1948), den Geschäftsführer des Verlages Carl Haslinger in Wien [5], signierte, mit wenigen Sätzen kommentierte und wohl auch sandte. Diese Widmungen befinden sich im ersten Fall als Abschrift mit Schreibmaschine auf der DVD zwölf Wege zu Hauer („Widmung I“); [6] im zweiten Fall („Widmung II“) als Original in Hauers Handschrift im Buch Vom Wesen des Musikalischen. Ein Lehrbuch der atonalen
Musik im Archiv des Musikverlags Robert Lienau (Musikverlag Zimmermann) in Frankfurt am Main. [7]
So schrieb Hauer in Widmung I:
„,Vom Wesen des Musikalischen‘ | ging hervor aus meiner Studie | ,Über die Klangfarbe‘ [8], | die ich während der Kriegszeit (beim Mili- | tär) zu einem zwar mich befriedigenden, aber für | die Öffentlichkeit noch nicht ganz pas- | senden Abschluß brachte. Ferdinand Ebner | hat mir dann zur Form dieses Buches verhol- | fen. Fritz Lampl hat es bei ,Waldheim‘ un- | tergebracht. | Wien, den 18. Okt[ober] 1923 | Josef Matthias Hauer | Herrn | Carl Danzinger | zur freundl[ichen] Erinnerung“
In einer Abschrift (Scan des Originals) lautet Hauers Widmung II:
„In dieser Auflage des Buches | ,Vom Wesen des Musikalischen‘ | ist wenig und Unwesentliches geändert. | Dafür aber könnte, nach
heutigen | Erfahrungen, alles doppelt unterstrichen | werden, was ich damals immerhin noch | zaghaft ausgesprochen und aufgeschrieben habe. | Die ,Welt‘ und ihre ,Entwicklung‘
geben | mir mit jedem Tage mehr recht. | Wien, den 18. Oktober 1923 | Josef Matthias Hauer | Herrn | Carl Danzinger | zur freundlichen Erinnerung“
Zur Erklärung, welche zwei Bücher Hauer für Danzinger am selben Tag signierte (am Donnerstag, dem 18. Oktober 1923), aber auch zu dem Zweck, ein
früheres oder späteres Erscheinen der zwei Bücher von 1923 (2. und 3. Auflage der Tabelle) einstweilen schon zu unterscheiden, ist Folgendes zu sagen:
Da Hauer in seiner Widmung II an Danzinger anfangs davon spricht, dass in dem Buch Vom Wesen des Musikalischen. Ein Lehrbuch der atonalen Musik in
der Auflage, in welcher diese Widmung steht, „wenig und Unwesentliches geändert“ sei, ist anzunehmen, dass er nicht Änderungen von der Erstausgabe (1920) zur 2. Auflage (1923) meinte, da diese
zum Teil recht auffällig sind (vgl. Anm. [3]). Zwar ist nur bei Widmung II eindeutig, um welches Buch es sich handelt, doch kommen für das andere Buch sowohl die Erstausgabe
(1. Auflage) des Buchs Vom Wesen des Musikalischen von 1920 als auch die erste Ausgabe von 1923 desselben Haupttitels mit dem Untertitel Ein Lehrbuch der Zwölftöne-Musik (2. Auflage) in Betracht. Da aber Hauer bei seiner Widmung I nur von der Erstausgabe und ihrer Entstehung sprach, dürfte er wohl nicht zwei fast übereinstimmende Bücher (2. und 3. Auflage) an Danzinger verschickt haben, sondern eher zwei sich stärker unterscheidende (1. und 3. Auflage).
Die 3. Auflage des Buchs mit dem Untertitel Ein Lehrbuch der atonalen Musik hätte demzufolge auch die letzte Auflage vor der von Victor Sokolowski herausgegebenen Neuausgabe (4. Auflage) im Jahre 1966 sein müssen, so dass Sokolowski eine Ausgabe, die jahrelang und auch noch zu Hauers Lebzeiten hinaus Bestand hatte, als Textvorlage hätte heranziehen können (was er aber nicht tat; auf Sokolowskis Ausgabe ist später noch einzugehen; siehe hier sowie in Anm. [19]). Wären bei Hauer größere Wünsche übrig geblieben oder wären neue Überlegungen eingetreten, die einer Verbesserung der 3. Auflage (siehe unten) hätten dienen können, hätte er dies vermutlich auch gesagt. So aber ist Sokolowskis Neuausgabe von 1966 die in der Zählung nächste Ausgabe des Textes Vom Wesen des Musikalischen (4. Auflage), und Hauer schien damit einverstanden zu sein, wie das Buch in der 3. Auflage war.
Durch Hauers Widmungen und seine Datierung ist zugleich eine Abfolge der beiden Auflagen von 1923 angedeutet, so dass sich eine erste, vielleicht nur
vorläufige Zusammenstellung der Auflagen von 1920 bis 2007 vornehmen lässt:
1. Auflage, 1920 (Erstausgabe) ohne Untertitel
Verfasser: Josef Hauer [nur 1 Vorname] [9]
Leipzig – Wien: Verlag Waldheim-Eberle A. G. vermutlich Widmung I an Carl Danzinger
2. Auflage, 1923 [erstes Halbjahr] Untertitel: Ein Lehrbuch der Zwölftöne-Musik
Verfasser [hier und später]: Josef Matthias Hauer [2 Vornamen] [9]
Berlin-Lichterfelde: Schlesinger'sche Buch- und Musikhandlung
(Rob[ert] Lienau) und Wien: Carl Haslinger 3. Auflage, 1923 [spätestens 14. Juli]
Untertitel: Ein Lehrbuch der atonalen Musik Berlin-Lichterfelde: Schlesinger'sche Buch- und Musikhandlung
(Rob[ert] Lienau) und Wien: Carl Haslinger handschriftliche Widmung II von Hauer an Carl Danzinger
4. Auflage, 1966 [nach dem 19. März (Datum des Vorworts)] Untertitel: Grundlagen der Zwölftonmusik hg. von Victor Sokolowski
Berlin-Lichterfelde: Robert Lienau 5. Auflage, 2003 CD-ROM (S. 85–129)
in: Josef Matthias Hauer, Schriften · Manifeste · Dokumente hg. von Nikolaus Fheodoroff (Vorwort [S. 6] datiert: 19.3.2003) Wien, Verlag Lafite (Österreichische Musikzeit Edition)
(Die Textfassung wurde offenbar in die folgende DVD aufgenommen.) 6. Auflage, 2007 DVD (S. 85–129 [10])
in: zwölf Wege zu Hauer hg. von Joachim Diederichs,
Nikolaus Fheodoroff und Johannes Schwieger Wien: Verlag Lafite
Übersicht der Auflagen von Hauers Schrift Vom Wesen des Musikalischen (Haupttitel)
Die Tabelle wird im Nachstehenden mehrfach herangezogen; es sei aber darauf hingewiesen, dass die vorliegende Anordnung abweicht von Victor Sokolowskis Neuausgabe im Jahre 1966,
welche die hier als 2. Auflage genannte Ausgabe zur Grundlage nahm.
Da sich die zwei Auflagen von 1923 nur schwer genauer datieren lassen, wie es zur Datierung von Trepulkas Arbeitsexemplar vielleicht notwendig ist, und ich
auch nirgends eine Angabe über die Abfolge dieser Auflagen fand, sei auf diese noch näher eingegangen. Dass es sich bei der 2. Auflage in der obigen Tabelle um die erste von zwei Ausgaben im Jahre 1923
handelte, zeigte unter anderem ein zeitlicher Abstand zwischen der 1. und 2. Auflage von etwa drei Jahren (1921–1923), in denen größere Korrekturen leichter möglich gewesen wären (teilweise Neusatz, neue
Seitenzahlen). Kleinere Änderungen, von denen Hauer zu Anfang seiner Widmung II spricht, wären zwischen der 2. und 3. Auflage hinzugekommen, zwei Auflagen, die vergleichsweise rasch aufeinander folgten. Darüber
hinaus ist auch zu bemerken, dass wenige und unwesentliche Änderungen an einem Buch gewöhnlich nicht zu einer neuen Auflage führen, so dass man das Vorliegen besonderer Gründe annehmen muss (hiervon später).
Auflagen ließen sich in das Bestehende auch umso leichter hinzufügen, als die Bücher selbst die Auflagen nicht systematisch zählten.
Außer durch Hauers Widmung II ist das Erscheinen der 3. Auflage besonders noch durch zwei Inserate des Verlags datierbar, deren erstes am 14. Juli 1923
in der Leipziger Zeitschrift für Musik abgedruckt wurde (siehe Abb. 1a). [11] Und da Inserate gewöhnlich erst geschaltet werden, sobald ein Druck tatsächlich lieferbar ist, [12] lässt sich die Datierung der 3. Auflage noch präzisieren. Die 2. Auflage müsste hiernach im ersten Halbjahr 1923 erschienen sein, während die 3. Auflage spätestens seit 14. Juli 1923 bis zum Erscheinen der 4. Auflage (Sokolowskis Neuausgabe von 1966) die aktuelle Fassung des Buchs war.
Abb. 1a Inserat des Verlags für zwei atonale Arbeiten Josef Matthias Hauers, erschienen in der Leipziger Zeitschrift für Musik am 14. Juli 1923 (siehe Anm. [11])
(Wegen der damaligen Inflation ist die Preisangabe mit einer „Teuerungszahl des D. M. V. V. [Deutscher Musikalienverleger-Verein e. V.]“ versehen;
in der folgenden Abbildung Abb. 1b mit einer „Schlüsselzahl“)
Ein zweites, jedoch ganzseitiges Inserat des Verlags erschien zu ähnlicher Zeit in dem Inserate-Anhang zu dem 1. Jahrgang des von Rolf Cunz in Essen herausgegebenen Bands Deutsches Musikjahrbuch. Da das Vorwort des Bandes unterschrieben ist „Essen
(Ruhr), im Sommer 1923“ und ein anderer Artikel in dem Musikjahrbuch mit der Datierung „Juli 1923“ steht, darf man wohl davon ausgehen, dass hier dasselbe gilt wie für das Leipziger Inserat (Abb. 1a). [12a]
Abb. 1b Inserat des Verlags für zwei atonale Arbeiten Josef Matthias Hauers, erschienen in „Essen (Ruhr), im Sommer 1923.“ (Vorwort) im Deutschen Musikjahrbuch,
hg. von Rolf Cunz, Jg. 1, S. (275) (Links oben Knickspur im Papier. – Haslinger schrieb sich in anderen Quellen nur mit 1 „S“.)
Die genannte Abfolge würde auch erklären, dass der Druck der 3. Auflage im Mai
und Juni des darauffolgenden Jahres (1924), ohne Haupttitel, nur als Lehrbuch der atonalen Musik vom Verlag dreimal inseriert wurde [13], eine Erklärung, die ansonsten
nicht möglich wäre; denn dass ein nicht lieferbarer, inzwischen veralteter oder sonst von einer weiteren Auflage überholter Titel mit Inseraten beworben würde, macht keinen Sinn.
Es müsste sich dagegen vielmehr um die zuletzt veröffentlichte, und damit, nach meiner Zählung, um die 3. Auflage gehandelt haben, wobei man jedoch in den Inseraten den
Untertitel durch die Größe der Lettern allmählich ganz zum alleinigen Haupttitel werden ließ (vgl. Abb. 1a, Abb. 1b sowie hier und hier). Auch hier weiß ich nicht zu sagen, ob dies mit Hauer abgesprochen war.
Dieser Sicht der Datierungen entspricht auch ein Vergleich des Inhaltsverzeichnisses (S. [2]) des Lehrbuchs der Zwölftöne-Musik (Weimar, Hochschule für Musik Franz Liszt,
Bibliothek, Signatur: T 16.661) mit derselben Seite des Lehrbuchs der atonalen Musik (Darmstadt, Universitäts- und Landesbibliothek, Signatur: Ko 59/252). Da beide
Verzeichnisse und ihre Seitenverweise völlig identisch sind, kann man davon ausgehen, dass, der Einleitung von Hauers Widmung II zufolge, die Unterschiede zwischen 2. und 3.
Auflage von 1923 nur gering und unwesentlich waren. – Ein weiterer Hinweis ist dem vierseitigen Verlagsprospekt „J * M Hauer | Zwölftönemusik“ zu entnehmen, der (laut
einem datierten Aufsatz von P[aul] Pfrötzschner) spätestens im Juni 1925 erschienen sein muss. In dem hier abgedruckten Werkverzeichnis auf S. [1] ist als erster Eintrag zu lesen:
„op. 13. Lehrbuch der atonalen Musik“, wodurch zugleich ein längerer Vertrieb dieser Auflage angezeigt wird. [13a]
Somit spricht doch einiges dafür, dass das Buch Vom Wesen des Musikalischen. Ein Lehrbuch der Zwölftöne-Musik die frühere, Vom Wesen des Musikalischen.
Ein Lehrbuch der atonalen Musik die spätere Veröffentlichung im Jahre 1923 war. Dies würde auch besagen, dass die Ausgabe mit dem Untertitel Ein Lehrbuch der Zwölftöne-Musik weitaus seltener zu finden ist als die spätere Ausgabe, denn die
frühere bestand nur etwa ein halbes Jahr lang, während die spätere einige Jahrzehnte bis zum Erscheinen der nächsten Auflage reichte. (Diese Annahme konnte im Rahmen
vorliegender Forschungen bestätigt werden, wenngleich auch diese natürlich nicht frei sind von Zufällen.) Trepulkas Arbeitsexemplar könnte somit allenfalls eine Variante der 2.
Auflage sein, doch besteht nur eine gewisse, mir jedoch nicht belegbare Wahrscheinlichkeit, dass die handschriftlichen Einträge Trepulkas noch im Jahre 1923
vorgenommen wurden. Diese stets undatierten Einträge könnten jedoch auch erheblich später als der Druck entstanden sein.
Was das Bild nun wieder etwas trübt, ist der Umstand, dass die Schlesinger’sche Buch- und Musikhandlung bei dem Lehrbuch der atonalen Musik offenbar die Erstausgabe
(1920) von Hauers Schrift Vom Wesen des Musikalischen zumindest teilweise heranzog, denn der Druck des Buches hat (anders als auf der eigentlichen Titelseite) auf dem Etikett
des Umschlags keinen zweiten Vornamen von Hauer stehen, sondern zeigt als Verfasser nur an: „Josef Hauer“. Und ferner reichen auf der Inseratseite am Ende dieses Buchs
unterhalb der Bezeichnung „JOSEF HAUER“ die Werke wieder nur bis op. 19, woran allerdings die beiden Hefte Atonale Musik, „Klavierstücke 1922“ [op. 20] angefügt sind.
Die Bestelladresse (Anton Goll in Wien), die noch in der Ausgabe von 1920 vorhanden war, ist indes entfernt, doch ist der überwiegende Teil des Inserats von der Ausgabe
1920 übernommen. – Die zwei Hefte von Hauers „Klavierstücken 1922“ (Atonale Musik) wurden auch 1923 in Berlin-Lichterfelde bei der Schlesinger'sche Buch- und Musikhandlung verlegt (Heft 1 [Link veraltet, 10.3.2019] bzw. Heft 2 [Zitierlinks]), also
im selben Verlag und Jahr wie Hauers beide Auflagen des Buchs Vom Wesen des Musikalischen. Wie man an den beiden letzten Zitierlinks sieht, ist auch bis heute noch
nicht klar, ob „Atonale Musik“ als Teil des Titels oder als Bezeichnung zu verstehen ist, in welchem Stil die Klavierstücke 1922 komponiert sind. Jedenfalls ist das Buch aufgrund
seiner Zusammensetzung und zweifachen Datierung eine Art des Zwitters, doch aufs Ganze gesehen könnte man vermuten, bei diesem Lehrbuch der atonalen Musik handele es sich um die frühere der beiden Ausgaben von 1923, bei der man aus der
vorangehenden Erstausgabe etwas entnommen habe – was natürlich in Widerspruch stünde zu meinen sonstigen Quellen und Überlegungen.
Obiges Inserat des Verlags vom 14. Juli 1923 (Abb. 1a) enthält die beiden Hefte von Hauers Atonaler Musik: Klavierstücke 1922 sowie seine theoretische Schrift Vom Wesen des Musikalischen mit dem Untertitel Ein Lehrbuch der atonalen Musik.
Die Verlagsanzeige auf der letzten Seite des Lehrbuchs der Zwölftöne-Musik hat demgegenüber op. 20, Klavierstücke 1922 als alleinigen Titel stehen (worauf nur noch
die Preisangabe für die beiden Hefte folgt). Die Bezeichnung „atonale Musik“ ist hier nirgends zu finden, weder als Titel noch als Stilbeschreibung, und so könnte es einen
Anhalt dafür geben, dass diese Bezeichnung maßgeblich für eine Änderung des Untertitels war. Dies könnte auch ein weiterer Beleg für das frühere Erscheinen des Lehrbuchs der Zwölftöne-Musik sein, da die beiden Hefte Klavierstücke 1922 unter dem Obertitel Atonale Musik, der ja auch heute noch gültig ist, im später erschienenen Lehrbuch der
atonalen Musik in dem Verzeichnis JOSEF HAUER | KOMPOSITIONEN (unterster Eintrag) als Atonale Musik wieder aufgenommen waren. Die Hervorhebung des
Ausdrucks „atonal“, die der Verlag nun anstrebte, steht freilich im Gegensatz zu einer Meinung von Hans Mersmann von 1924, nach welcher der Begriff Atonalität „überholt“ sei. [14] – Hingewiesen sei noch darauf, dass unter op. 22 in den beiden Werkverzeichnissen Hauers (siehe Lehrbuch der Zwölftöne-Musik, hinterer Umschlag, innen, sowie hier) Neun größere Klavierstücke 1923 stehen, während später diese Stücke als Etüden für Klavier bekannt wurden und von Hauer Schönberg zu dessen 50.
Geburtstag (1924) gewidmet wurden (Nr. 1–5: siehe hier und Nr. 6–9: siehe hier [Permalinks]). Die Noten wurden zuächst nur als leihweise Abschrift vom Manuskript abgegeben (so das Verlagsinserat) und erschienen 1926 bei der Universal-Edition A. G. in Wien.
Somit kann ich die Datierung der Ausgaben von 1923 eher zur Frage stellen als sie eindeutig beantworten, denn im Falle des Lehrbuchs der atonalen Musik lagen mir nur
Teilkopien, aber kein vollständiges Buch vor. Diese erlaubten zwar bereits einige Schlüsse, doch die Datierung ließ sich hierdurch nicht endgültig klären. Deshalb kann ich
nur zu einem genauen Vergleich sämtlicher Zeichen und sonstiger Merkmale im Rahmen einer Historisch-kritischen Ausgabe raten (siehe unten), die Hauers Worte in seiner
Widmung II bestätigen oder widerlegen. Indes kann ich nur hoffen, die sich häufenden Unklarheiten dieser Ausgaben von 1923 nicht noch vermehrt zu haben, sondern
wenigstens ein Stückchen weitergekommen zu sein, wenngleich das von mir angestrebte Ziel einer eindeutigen Klärung sich nicht ganz erreichen ließ.
Warum Sokolowski 1966 den Untertitel von „atonaler Musik“ in „Zwölftonmusik“
änderte (3. zur 4. Auflage), lässt sich ebenso nur vermuten, und zwar durch die Umstände, dass er den zweiten Druck mit dem Untertitel Ein Lehrbuch der atonalen Musik überhaupt nicht kannte und dass sich im Laufe der Zeit der Begriff „atonal“ für jene der
systematischen Zwölftönigkeit vorausgehende Epoche der Musikgeschichte einbürgerte, in der zwar auch Dissonanzen tonangebend waren, diese jedoch noch nicht wie in der
konsequenten Zwölftönigkeit durch Reihen organisiert, sondern frei verfügt waren. Insofern existieren zwei nacheinander auftretende, sich aber sicherlich aber überlappende
Zeitabschnitte der Musikgeschichte. Ihre Grenzen sind vor allem im Hinblick auf ihr Ende fließend; über ihren Beginn wird vielfach gestritten.
Die Dominanz Schönbergs in der Öffentlichkeit könnte eine nicht unwichtige Rolle bei der
Änderung des Untertitels gespielt haben: Hauer und Schönberg kamen sich 1923 zwar wieder näher, aber Hauer, der auf den Ausdruck der Atonalität nicht verzichten wollte
und hierin einen für sein Schaffen zentralen Ausdruck erblickte, wollte sich beim schreibenden und lesenden Publikum möglicherweise zugleich von Schönbergs
Zwölftönigkeit deutlicher absetzen. Zwölftonmusik (oder „Zwölftöne-Musik“) und atonale Musik waren für Hauer in diesem Hinblick auf Schönberg keineswegs gleichbedeutend
und austauschbar, so dass er den Untertitel seiner Schrift von der 2. zur 3. Auflage bewusst geändert haben könnte, um seinen Abstand von Schönberg zu zeigen.
Gleichzeitig wollte er sich vielleicht dagegen verwahren, dass der Verleger die Bezeichnung „atonale Musik“ ganz aus dem Werkverzeichnis seines Lehrbuchs der Zwölftöne-Musik gestrichen hatte, während er selbst diesen Begriff bis in die letzten
Sätze desselben Lehrbuchs hinein immer wieder verwendet hatte. Hauer mag damit vielleicht zwar gegen den offiziellen Gebrauch des Wortes verstoßen haben, doch setzte
er sich gegenüber dem ihn vertretenden Verlag durch.
So wurde der neuere, aber wohl konkretere Begriff der Zwölftönigkeit auch für Hauer
benutzt, der seine atonale Musik mitunter mathematisch streng organisiert hatte: nicht durch Tonreihen wie Schönberg, aber durch die sogenannten Tropen, die Hauer auch
alleine entdeckt und entwickelt hatte. Hauer wurde gewissermaßen in einen Topf mit Schönberg geworfen, indem man beider Produktion als Zwölftonmusik bezeichnete und
Schönberg a priori als den wichtigeren, überlegenen Komponisten betrachtete, zumal Schönbergs Zwölftönigkeit eine atonale Phase mit inzwischen vielfach gerühmten Stücken
vorausging. Man konnte 1966 durch Hauers Tod (1959) diesen aber nicht mehr selbst um seine Meinung darüber bitten, und man könnte durch Schönbergs negative Einschätzung des Begriffes der „Atonalität“ [15] beeinflusst gewesen sein. Dies sind freilich nur allgemeinere Mutmaßungen, die jederzeit durch neue Quellen widerlegt oder
modifiziert werden könnten; doch scheint mir, als werde letztlich der Prioritätsstreit zwischen Hauer und Schönberg somit auch an einer der zentralen Schriften Hauers
ausgetragen. Man muss zudem bedenken, dass es für einen Verlag nicht eben leicht war, ein bereits gesetztes Buch wieder zu ändern und eventuell den Wünschen seines
Verfassers anzupassen. Eine neue Auflage (kaum jemand würde ja eine veraltete Auflage kaufen) war insofern das kleinere Übel, zu dem nur das Aufdecken komplexer
geschichtlicher Zusammenhänge die Alternative bildete, welche aber die wenigsten Leser des Buchs interessiert haben dürfte.
Sollte ich meine ganz persönliche Einschätzung zusammenfassen, so würde ich denken, dass die in der Übersicht genannte 2. Auflage 1923 auch die frühere war, dass ihr
Untertitel vielleicht aber auf den Verleger zurückging. Dieses mag Hauer indes sehr aufgebracht haben, da er möglicherweise in dieser Benennung eine Bestätigung seiner
Abhängigkeit von Schönberg erblickte, während es genau umgekehrt gewesen zu sein scheint. Hauer könnte so lange auf den Verlag eingewirkt haben, bis dieser, um Hauer
nicht als Autoren zu verlieren, nachgab und aus dem Lehrbuch der Zwölftöne-Musik ein Lehrbuch der atonalen Musik machte, das schon einige Monate später und bevor die Werbung für das Lehrbuch der Zwölftöne-Musik angelaufen war, erscheinen konnte.
Da sich aufgrund ihrer großen Übereinstimmung nicht beide Titel zugleich bewerben ließen und das frühere Buch sich nicht, wie wohl vorgesehen, überhaupt noch bewerben
ließ, könnte die Werbung daher erst nach Änderung des Untertitels in vollem Umfang eingesetzt haben. Hauers Widmungen an Danzinger könnten auf diesem Hintergrund den
Dank Hauers für die beiden Auflagen von 1923 ausdrücken. – Ich muss betonen, dass ich diese Deutung der Ereignisse aus den mir zugänglichen Quellen nur größtenteils,
aber nicht lückenlos erschließen konnte, und dies, wie auch gesagt, nur ein ganz persönlicher Versuch ist, alle Ereignisse zu verstehen und in einen folgerichtigen Verlauf zu
bringen. Dass sich das hier Gesagte jederzeit als Irrtum erweisen könnte, ist dabei selbstverständlich, und es sind mehr Hypothesen als Tatsachen, die hier vorgebracht wurden.
Die einzelnen verbindlicheren Hinweise und die Überlegungen zur Datierung der beiden Ausgaben von 1923 seien noch einmal zusammengefasst:
2. Auflage (frühere Ausgabe 1923) (keine = bisher nicht auffindbar)
Untertitel: Ein Lehrbuch der Zwölftöne-Musik Abstand von vorhergehender Auflage: ca. 3 Jahre nach der Erstausgabe (1920)
Inhaltsverzeichnis (S. 2): stimmt einschließlich der Seitenverweise genau überein mit der 3. Auflage Verbreitung: selten(er) Inserate des Verlags: keine Widmung: keine Rezensionen: keine Besonderes: a) Vorlage der Neuausgabe 1966 (4. Auflage)
b) Untertitel ab 1966 Grundlagen der Zwölftonmusik c) Möglicherweise spielte Schönbergs Einfluss bei der Änderung
des Untertitels eine Rolle zwischen 2./3. und 3./4. Auflage
d) Weitestgehend identisch mit Trepulkas Arbeitsexemplar
3. Auflage (spätere Ausgabe 1923)
Untertitel: Ein Lehrbuch der atonalen Musik Abstand von vorhergehender Auflage: maximal ca. 7 ½ Monate Inhaltsverzeichnis (S. 2): stimmt einschließlich der Seitenverweise genau überein
mit der 2. Auflage Verbreitung: häufiger Inserate des Verlags:
a) 14.7.1923 in: Zeitschrift für Musik, Leipzig
b) spätestens im Juli 1923, Deutsches Musikjahrbuch, Essen (Ruhr)
c) 24.5., 6. und 28.6.1924 in: Rheinische Musik- und Theaterzeitung, Köln
d) 1.1.1925 in: Melos, Berlin Widmung: Hauers eigenhändige Widmung an Carl Danzinger vom 18.10.1923
Rezensionen: a) Anbruch, Nov. 1923 (unsicher, welches der beiden Bücher gemeint ist)
b) Die Musik, April 1924 (unsicher, welches der beiden Bücher gemeint ist)
c) Siegfried Kallenberg, Vom Wesen des Musikalischen. Atonale Musik,
in: Auftakt [Prag], 4/9 (1924), S. 250 ff. (lag nicht vor) Besonderes: a) Zwitter der Jahre (1920 und 1923) bei Hauers Vornamen am Anfang
und in der Werkliste am Ende des Buchs
b) Nichteinbeziehung in Neuausgabe 1966 (4. Auflage)
Unterschiede der beiden Auflagen von 1923, frühere und spätere Auflage
Kapitel 3
Trepulkas Arbeitsexemplar
Trepulkas Arbeitsexemplar sei noch etwas genauer beschrieben. Zwar erscheint dasselbe völlig durch die Datierung von Hauers Drucken bestimmt zu sein, doch ist dieses beschriftete Exemplar für Trepulka selbst natürlich ein Zeugnis eigener Art, dessen
dokumentarischer Wert wiederum noch andere Rückschlüsse als die hier vorgetragenen erlaubt. Gleichwohl wird sich dieses Kapitel mit dem vorangegangenen teilweise
überlagern, da nun einmal eine Veröffentlichung Hauers seine Grundlage ist. In Trepulkas Nachlass ist vorerst keine Erwähnung dieses Arbeitsexemplars zu finden, und auch die
Zusammenarbeit des jungen Komponisten mit Hauer wird kaum erwähnt. Da diese Handschrift Trepulkas aber so gut wie unbekannt ist, ist zunächst das Fundament zu
schaffen, auf dem man dieses Dokument in andere Überlegungen einbeziehen kann, so dass man weiß, wovon man spricht.
Außentitel (Umschlag): „Josef Matthias Hauer | Lehrbuch | der Zwölftöne-Musik | (Vom
Wesen des Musikalischen)“; aufgeklebtes Titelschildchen, vermutlich (da dieses Exemplar weitgehend mit dem Weimarer Original übereinstimmt) auf einer Art von flexibler
hellbrauner Pappe, die im Blinddruck mit engen vertikalen Streifen versehen wurde (siehe Abb. 2). Das Etikett ist in beiden Fällen auf so dünnem Papier gedruckt, dass sein
Hintergrund ohne Beeinträchtigung der Leserlichkeit durchscheint.
Abb. 2 Trepulkas Arbeitsexemplar, Außentitel auf dem Umschlag (Etikett)
mit Umkehrung von Haupt- und Untertitel gegenüber der Titelseite (vgl. Abb. 3); auch das besichtigte Weimarer Exemplar hat diese Umkehrung gegenüber der Titelseite
Scan: Johannes Trepulka, Konstanz
Da das Archiv des Verlags Robert Lienau auch ein wahrscheinlich nachgebundenes Buch mit einem ebensolchen Etikett und derselben Inschrift sein Eigen nennt und dieses Archiv
zudem eine Ausgabe von Hauers Buch mit der Aufschrift „JOSEF HAUER | VOM WESEN DES | MUSIKALISCHEN | EIN LEHRBUCH | DER ATONALEN
MUSIK“ mit einem ähnlichen Etikett und Einband besitzt, sei bereits hier kurz verweilt. Die erstgenannte Ausgabe im Besitz des Archivs, das Lehrbuch der Zwölftöne-Musik,
enthält mehrere handschriftliche und eingeklebte Korrekturen, die wohl Sokolowski für die Neuausgabe 1966 heranzog. [18a] Vermutlich nahm Sokolowski an, dass es sich hier
um die maßgebliche, für mehrere Jahrzehnte auch Bestand habende letzte Auflage des Hauerschen Textes handelte. „EIN LEHRBUCH DER ZWÖLFTÖNE-MUSIK“ ist auf
der gedruckten Titelseite des Buchs von Hand durchkreuzt, und stattdessen steht darunter: „Grundlagen der Zwölftonmusik“, ein Untertitel, mit dem das Buch dann auch im Jahre 1966 erschien (vgl. Anm. [19]). Scheinbar bekräftigt wird diese Sicht durch einen ebenfalls handschriftlichen Vermerk auf der Vorderseite des Einbands dieses Buchs
(oben rechts) von 1923, der heißt: „letztes Exemplar! | Eigentum Lienau“.
Nun ist freilich der Ausdruck „letztes Exemplar“ etwas doppeldeutig, da es sich einerseits
um das allerletzte Exemplar des Verlags handeln könnte, das nicht aus der Hand zu geben, sondern zu archivieren ist. Andererseits lässt der Ausdruck „letztes Exemplar“
offen, ob dieses eine Exemplar nur das letzte einer Auflage ist. Sokolowski hat sich jedoch dafür entschieden, dass seine Neuausgabe sich auf das Buch mit dem Untertitel
„Zwölfttöne-Musik“ stützt und dass es sich hierbei um die spätere (nicht die frühere) Ausgabe im Jahre 1923 handeln müsse. Was unter der „2. Auflage im Musikverlag
Robert Lienau, Berlin-Lichtferfelde“, von der Sokolowski in dem VORWORT seiner Neuausgabe von 1966 auf Seite 4 spricht, zu verstehen ist, bleibt ungesagt, zumal
Sokolowski eine Auflage von 1923 mit dem Untertitel Ein Lehrbuch der atonalen Musik und Hauers eigenhändiger Widmung an Carl Danzinger überhaupt nicht erwähnt.
Ob hier Versehen, Absicht oder Willkür des Herausgebers oder eines Bibliothekars vorliegen, kann ich nicht sagen und möchte ich auch nicht unterstellen. Ich vermute aber,
dass der Neuausgabe die frühere der beiden Ausgaben von 1923 zugrunde liegt und Sokolowski sich möglicherweise irrte. Auch will mir scheinen, dass man auf dem Buchdeckel „letzte Auflage“ geschrieben hätte, dass aber die Aufschrift „letztes
Exemplar!“ nur ein einziges noch vorhandenes Buch anzeigte; die Auflage ging (zwar hier nicht, doch meistens) aus dem Buch selbst hervor. Man wollte aber wohl nur verhindern,
dass dieses 1 Exemplar auch noch verkauft oder anderweitig außer Hauses gegeben werde, da es „Eigentum Lienau“ war, und nicht sagen, dass es sich hierbei um die letzte
Auflage des Buchs handele, auf die sich eine Neuausgabe des Titels künftig zu beziehen habe. Sokolowski übersprang jedenfalls das Lehrbuch der atonalen Musik und war
dadurch natürlich auch enthoben, Hauers ersten Satz in Widmung II zu erklären oder eine Datierung vorzunehmen, die seine gewählte Folge vielleicht in Frage stellte. (Nach
Fotokopien, die mir Frau Judith Picard freundlicherweise aus dem Verlagsarchiv zugänglich machte; wie Anm. [7]). – Das Exemplar aus der Bibliothek der Hochschule für
Musik „Franz Liszt“ in Weimar (Format des Drucks: ca. 245 × 165 mm [Höhe vor Breite], Dicke ca. 5 mm; Signatur: T 16.661) lag mir jedoch als Original vor, so dass ich dieses
mit Trepulkas Arbeitsexemplar auch vergleichen konnte.
*
Unpaginiertes Blatt aus Kunstdruckpapier (zwischen vorderem Einbanddeckel und Titelblatt); Vorderseite: leer; Rückseite: als Frontispiz Foto von Hauer (Abb. 4)
Unpaginierte Titelseite (S. [1])
„JOSEF MATTHIAS HAUER | VOM WESEN | DES MUSIKALISCHEN | EIN LEHRBUCH | DER ZWÖLFTÖNE-MUSIK | VERLAG DER |
SCHLESINGER'SCHEN BUCH- UND MUSIKHANDLUNG | (ROB[ERT] LIENAU) BERLIN-LICHTERFELDE | WIEN: CARL HASLINGER“ [Unterstreichung wie in der Vorlage]
Abb. 3 Trepulkas Arbeitsexemplar, Titelseite des Drucks, Copyright 1923
(identisch mit dem Weimarer Exemplar) Scan: Johannes Trepulka, Konstanz
Die Titelseite ist hier genau wie bei der 2. und 3. Aufl. (siehe oben), hat aber bei der 3. Aufl. in der
vierten und fünften Zeile von oben den Untertitel: EIN LEHRBUCH | DER ATONALEN MUSIK
Rückseite des Titelblatts: INHALTSVERZEICHNIS (reichend von S. 3 bis S. 60)
61 gezählte Seiten + 3 ganzseitige Tafeln (Grafiken, unpaginiert, doch gezählt als A zugleich Rückseite von S. 61], B [auf 1 ungezählten Seite], C
und D [gemeinsam auf 1 ungezählten Seite zusammen mit dem Copyright]. (Auf dem hinteren inneren
Einbanddeckel Werkliste Hauers, die bis op. 31 reicht.) Zu mehreren Abweichungen in dem Lehrbuch der atonalen Musik vgl. hier sowie [16].
„Alle Rechte vorbehalten. | Copy right [sic] 1923 by Schlesinger'sche Buch-
und Musikhandlung, Berlin-Lichterfelde. | Gedruckt bei A. W. Hayn's Erben, Potsdam“. [17] Bei den heute als Archivexemplare im Verlag Lienau in Frankfurt am Main
vorhandenen beiden Büchern aus dem Jahre 1923 ist „Copyright“ in 1 Wort geschrieben, ebenso in dem Weimarer Exemplar. Somit gibt es zumindest ein erstes Anzeichen dafür
gibt, dass Trepulkas Arbeitsexemplar nochmals vom Satz her korrigiert wurde, ein Vorgang, der unabhängig von meiner Durchsicht auch wichtigere Änderungen betreffen
könnte. Das Auffinden dieser einen geringen Abweichung war eher zufälliger Natur und verdankte sich keineswegs schon einem systematischen Vergleich. Auf jeden Fall müsste
das Arbeitsexemplar Trepulkas dem fertigen Druck vorausgegangen sein, denn es handelte sich hier um einen Schreibfehler, der noch vor der Veröffentlichung verbessert
wurde. (In Trepulkas Exemplar könnten freilich auch erst noch zu korrigierende Bogen einbezogen worden sein. so dass auch dieses Merkmal eine andere Interpretation erlaubt.)
Fotografie: Unmittelbar vor der Titelseite findet man auf Kunstdruckpapier die
Reproduktion eines Porträts von Hauer mit der Unterschrift: „phot[ographie(rt) von] d’Ora, Wien.“ (siehe Abb. 4). Das Foto machte Dora Philippine Kallmus (geb. am 20.
März 1881 in Wien, gest. am 30. Oktober 1963 in Frohnleiten/Steiermark), die sich mit Künstlernamen „Madame D’Ora“ nannte und die sich um 1900 entschloss, Fotografin zu
werden. Die Aufnahme kann spätestens 1923 entstanden sein, da sie in ein Buch von 1923 einbezogen wurde. – Die DVD, auf der das Foto auch erschien, datierte die
Aufnahme mit „1922“; vgl. Anm. [6], S. (560): „Künstler sehen Hauer“, D’Ora, „Foto
innerer Sicht“). Möglicherweise wurde die Fotografie aber schon „vor 1920“ aufgenommen, wie ein in der nächsten Anmerkung (Absatz 2) genannter Abdruck 1997 angibt. [18]
Dieses Foto wurde auch in einen vierseitigen Prospekt des Verlags Schlesinger'sche
Buch= und Musikhandlung Rob. Lienau, Berlin=Lichterfelde Carl Haslinger, Wien I als Titelbild übernommen, einen Prospekt, der ausschließlich Josef Matthias Hauer
gewidmet war. Dieser undatierte Prospekt druckte auf S. [2] den Text Hauers ZUR EINFÜHRUNG IN MEINE „ZWÖLFTONMUSIK“ ab, der die folgende Definition
enthielt: „Am reinsten klingt die Zwölftönemusik (die auch die rein atonale Musik genannt werden kann) auf wohltemperierten Instrumenten […].“ (Unterstreichungen wie in der
Vorlage). Auf S. [3] des Prospekts war das FAKSIMILE eines Manuskriptes von J[.] M. Hauer in Hauers Handschrift („Schulbeispiel in der 39. Trope, gemeinsam gearbeitet
mit meinem Schüler Franz Ertel“ [1888–1971]) zu sehen, das mit seiner Datierung „Jänner 1924“ zugleich anzeigte, dass der Prospekt nach diesem Datum erschienen sein
muss. Und S. [4] stellte unter der Überschrift WERKE VON J. M. HAUER die mit Opuszahlen erschienenen Werke bis einschließlich op. 31 zusammen, wobei es sich um
dasselbe Werkverzeichnis handelte, das auch in Hauers Lehrbuch der Zwölftöne-Musik sowie in Trepulkas Arbeitsexemplar (siehe oben) jeweils am Ende einbezogen ist. Zur
weiteren Datierung ergab sich kein Anhalt aus diesem Prospekt. (Eine Fotokopie des Prospekts erhielt ich Mitte November 2014 von Frau Judith Picard, siehe Anm. [7].)
Abb. 4 Josef Matthias Hauer, Porträt-Foto spätestens 1923, aus Trepulkas Arbeitsexemplar
„phot. d’Ora, Wien“ (siehe den zweiten Absatz über dem Foto) Scan: Johannes Trepulka, Konstanz
*
Da zu einem genauen Vergleich sämtlicher Texte der Auflagen und anderer Quellen des zweifellos wichtigen Buchs Vom Wesen des Musikalischen eine erheblich andere
philologische Vorgehensweise erforderlich ist und auch nicht der Grund vorliegender Veröffentlichung war, sei nur erwähnt, dass mir nicht in allen Fällen ersichtlich ist, wo
welche Auflage für die Wiedergabe des Texts herangezogen wurde. Zu prüfen wären daher nicht nur die Erstauflage dieser 1920 veröffentlichten Schrift, sondern auch die nachfolgenden Auflagen von 1923 bzw. 1966 (Zitierlink der Ausgabe 1966) [19]
sowie, soweit solche vorhanden sind, Hauers eigene Exemplare, Nachträge, Handschriften und Korrekturen des Buchs, darunter auch jenes Arbeitsexemplar, das
Trepulka von Hand beschriftete (die handschriftlichen Wörter Trepulkas wären nach Möglichkeit zu identifizieren). Zu untersuchen sind ebenso die beiden Wiedergaben des Buchs auf der DVD zwölf Wege zu Hauer (Wien: Verlag Lafite), die 2007 erschienen ist
(S. 85–129). Auf dieser von Joachim Diederichs, Nikolaus Fheodoroff und Johannes Schwieger herausgegebenen DVD ist erfreulicherweise parallel die Vorlage der
ursprünglichen Textgestalt von 1919 reproduziert und als Bild des Originals aufrufbar; gesetzter Drucktext wechselt schon hier mit handschriftlichen Ergänzungen Hauers
(darüber hinaus befindet sich auf der DVD faksimiliert eine wichtige Quelle zur Entstehung des Buchs). – Die Zitate des Philosophen Ferdinand Ebner (1882–1931) müssten wieder
als solche hervortreten, wodurch sein Beitrag an dem Buch zumindest in Umrissen klar werden könnte, [20] und insgesamt müsste erkennbar sein, was Original und was
Nachtrag ist und wann dieser Nachtrag etwa erfolgte. Dabei müssten Haupt- und Untertitel dieser Schrift, die in mehrerlei Gestalt auftreten, auch verbindlich(er)
wiedergegeben werden. Nicht ganz unwichtig wäre zu erfahren, ob ein Problem sich nicht hatte lösen lassen und wie die Anstrengungen aussahen, welche zu einer Lösung hätten führen können. Den Wert oder Unwert der Vorlagen, kann ich derzeit nicht ermessen,
auch nicht den Wert des gesetzten Textes von Trepulkas Arbeitsexemplar. Gleichzeitig wird erkennbar, dass der Weg aus dem jetzigen Dilemma nur eine Historisch-kritische
Ausgabe der Schrift Hauers sein dürfte, dass trotz des hohen Aufwands einer solchen Ausgabe aber das Verlangen nach einer zuverlässigen Edition als solches bestehen bleibt,
auch wenn es noch einmal hundert oder mehr Jahre bis zur Verwirklichung dauern sollte und die Irrtümer und Missverständnisse sich in der Zwischenzeit wohl eher vermehren als verringern.
Ist somit durch das Fehlen einer textkritischen Edition einstweilen ein Vergleich
aller vorliegenden Quellen des Hauerschen Buchs nicht gangbar, so seien Trepulkas handschriftliche Einträge noch etwas näher betrachtet. – Diese Einträge, welche das
gesamte Buch durchziehen und nicht nur auf einigen Seiten anzutreffen sind, sind fast ausschließlich mit Farbstift in Rot ausgeführt (Abb. 5). Zwar handelt es sich vor allem um
Unter- oder Anstreichungen des Hauerschen Textes, doch kommen auch eigene Worte Trepulkas, ja gelegentlich längere Anmerkungen vor, ohne dass diese sehr ausführlich
werden. Die Seite mit den meisten Eintragungen von Hand ist S. 52 (Abb. 5), zugleich ein
Beleg fur den zerfallenen Zustand der Schrift. Andere Seiten, wie S. 3, 4 oder 11, sind dagegen von Hand unbeschriftet und zeigen lediglich das Druckbild des Hauerschen
Textes. Nicht von Hand beschriftete Seiten kommen somit zwar vor, sind jedoch die Ausnahme.
Abb. 5 Seite 52 von Trepulkas Arbeitsexemplar mit Marginalien Scan: Johannes Trepulka, Konstanz
Die roten Eintragungen sind im Duktus vergleichsweise einheitlich, und ich habe den
Eindruck, dass Trepulka seine Randbemerkungen mehr oder weniger schnell bei einem Durchlesen des Buchs auf den leeren Flächen um den Text herum notierte. Entsprechend
ist nicht alles gut leserlich oder ausformuliert, und Stichworte reichten in diesem Stadium der Lektüre oftmals aus. Manches konnte ich nicht entziffern, wenngleich der Inhalt für
Trepulka selbst klar gewesen sein mag. Gegen Schluss des Buchs ist das mit Rotstift Begonnene zum Teil mit Bleistift mitten im Wort oder im Satz weitergeführt oder auch
verbessert (ca. Mitte links auf S. 52 in Abb. 5 oder auf S. 56 und 58), als habe der
Rotstift an diesen Stellen versagt. Einmal ist eine Ergänzung ganz mit Bleistift geschrieben (S. 55), doch fiel dieser Nachtrag etwas kleiner aus als das mit Rot Geschriebene und ist
somit gut unterscheidbar. In seltenen Fällen diente wohl ein Bleistift oder Ähnliches zur Unterstreichung (siehe die zweite handschriftliche Zeile auf S. 52 in Abb. 5). Damit
werden, zumindest in einigen Abschnitten, wenigstens zwei Durchgänge sichtbar. Aufs Ganze gesehen ist Trepulka gegenüber seinem Lehrer Hauer loyal, wenngleich auch leise Kritk anklingt.
September – Dezember 2014
Anmerkungen
[1] Das Arbeitsexemplar Trepulkas hat Ober- und Untertitel auf dem Schildchen des Umschlags (Abb. 2) in umgekehrter Reihenfolge, wie sie auf der Titelseite (Abb. 3) steht. Bibliografische Recherchen führten indes zu dem weiteren Ergebnis, dass die Verlage Schlesinger/Haslinger 1923 den Untertitel, bei gleichbleibendem Obertitel Vom
Wesen des Musikalischen, änderten, denn zum einen ließ sich ein Druck Hauers mit dem Untertitel Ein Lehrbuch der Zwölftöne-Musik (Zitierlink 1: 1923), zum anderen mit dem
Untertitel Ein Lehrbuch der atonalen Musik finden (Zitierlink 2: 1923 [selbst hier ist,
neben sonstigen orthografischen Fehlern, „Leinau“ anstatt „Lienau“ zu lesen). Zu diesen Untertiteln ist noch einiges zu sagen, was aber vor allem in Kapitel 2 geschieht.
Zum Verlag Schlesinger siehe hier, zum Verlag Haslinger siehe Anm. [5] am Ende des ersten Absatzes.
Hugo Rasch (1873–1947), Komponist und im Nationalsozialismus Treuhänder der
„Spende Künstlerdank“, schrieb am 3. Juli 1940 bei der Beurteilung der Werke von Hermann Heiß (1897–1966) unter anderem, dass Heiss Schüler von Hauer, des
Verfassers des „Lehrbuches der atonalen Musik“ gewesen sei. Dieser Hinweis war alles andere als eine Empfehlung, da jede Musik, die diesen Zusammenhang mit Hauer oder
seiner Schrift nicht leugnete, im Nationalsozialismus unweigerlich abgelehnt wurde. Vgl. das Buch des Verfassers Hermann Heiß. Nachträge einer Biografie, Deinstedt:
Kompost-Verlag, 2009, S. 234 bzw. S. 322.
[2] Vgl. zur Beziehung zu Hauer unter anderen meine Webseite „Und Nebel steigen, die
dort schliefen.“ Johann Ludwig Trepulkas wiedergefundenes Klavierstück nach Nikolaus Lenau und sein Klavierzyklus op. 2 (hier) sowie eine das gesamte Leben
des Komponisten umfassende Chronologie (hier der Eintrag unter 1923) der Webseite Die letzten Lebensjahre des österreichischen Komponisten Johann
Ludwig Trepulka, 1940–1945, welche Hauers Äußerungen über Trepulka in der Atonalen Melodienlehre im Jahre 1923 sammelt und zitiert. In diesem Aufsatz werden
auch weitere Quellen zu Hauer und Trepulka angegeben.
[3] Man vergleiche allein in der VORBEMERKUNG die in Trepulkas Exemplar oder der
veröffentlichten Buchausgabe auf S. 3 unten hinzugekommene Gegenüberstellung von Begriffen, die 1920 (S. 5) noch fehlt. (Hauers Gegenüberstellung steht jedoch u. a. auch auf der DVD zwölf Wege zu Hauer [siehe hier] auf S. 266; dort Näheres.) Diese eine Abweichung, die neben den neuen Seitenzahlen keineswegs die einzige ist, belegt bereits,
dass die 2. Ausgabe von 1923 nicht identisch mit der Erstausgabe und folglich auch kein unveränderter Nachdruck sein kann. Ferner sind in denselben zwei Ausgaben auf S. 9
(1920) bzw. S. 7 (1923) im letzten Absatz einige Änderungen zu sehen, oder eine Änderung zwischen der Erstausgabe und der 2. Auflage ganz am Ende des Bandes
(innen) in der Werkliste von Hauer (vgl. hier), doch verdankt sich das Entdecken all solcher Abweichungen nicht schon durchgängiger Prüfung. Somit muss man aber stets
sagen, aus welcher Ausgabe man zitiert, will man sicher sein, dass ein Benutzer das Zitierte auch wiederfindet.
„Ab 1922 nannte er [Hauer] sich zu Ehren seines Vaters Josef Matthias Hauer.“,
während er zuvor nur mit „Josef Hauer“ unterzeichnete. Vgl. am Ende des ersten Absatzes „Leben“ in dem Artikel der Wikipedia. – Daher haben die 1918 gedruckte
Schrift Über die Klangfarbe (Anm. [8]) oder die 1920 erschienene Erstausgabe Vom Wesen des Musikalischen lediglich „Josef Hauer“, alle späteren Ausgaben aber stets
„Josef Matthias Hauer“ als Verfassernamen.
[4] Einen vollständigen Scan von Trepulkas Arbeitsexemplar erhielt ich von dem Sohn
des Komponisten, Herrn Johannes Trepulka (Konstanz), am 21. September 2014, wofür ich mich herzlich bedanke.
[5] Zu Carl Danzinger, Musikverleger, geboren am 14. Oktober 1884, gestorben am 28.
Januar 1948 in Wien, siehe auf der hier genannten DVD, passim. – Aus meiner Fürsprache für Hauer (1998) geht zusätzlich hervor, dass Danzinger in den zwanziger
Jahren Geschäftsführer im Verlag Haslinger in Wien war (S. 49); vgl. den Eintrag „Haslinger. Carl quondam Tobias Kunst= und Musikalien=Handlung I. [Bezirk]
Tuchlauben 11 Öff[entliche] Ges[ellschafter:] Robert Lienau jun[ior] in Berlin u[nd] Wilhelm Lienau. Jeder zeichnet. Prok[ura:] Karl Danzinger.“ in: Wiener Adreßbuch.
Lehmann's Wohnungs=Anzeiger für Wien, 1923, 64. Jg., Bd. 2, Wien: S. 99, Sp. [2] (Fettschrift wie im Original). Vgl. auch hier. – Tobias Haslinger (1787–1842) war der Vater von Carl Haslinger (1816–1868), vgl. hier und hier. Am 9. Dez. 1875 wurde der
Wiener Verlag an Robert Emil Lienau (1838–1920) verkauft.
[6] Vgl. auf der DVD zwölf Wege zu Hauer den Text Vom Wesen des Musikalischen. Ein Lehrbuch der atonalen Musik, dann den Hyperlink links von der roten Überschrift auf S. 85 (Teil S4), und weiter den Link zur Entstehung unterhalb des Abbildes der
Erstausgabe mit der Abschrift (Schreibmaschine) der Widmung I von Hauers Vom Wesen des Musikalischen an Carl Danzinger. Die DVD, herausgegeben von Joachim
Diederichs, Nikolaus Fheodoroff und Johannes Schwieger, erschien in Wien: Verlag Lafite, 2007 (siehe hier). Auf dieser DVD sind auch mehrfach Carl Danzinger, Ferdinand
Ebner und Fritz Lampl erwähnt, und Hauer widmete allen dreien Werke. – Zwar zeigt die DVD den Haupttitel Vom Wesen des Musikalischen an, doch nur den einen der zwei Untertitel von 1923, und so weiß man eigentlich nicht, wie der Titel Ein Lehrbuch der
atonalen Musik (S. 85 ff., Teil S4) zustande kommt. Im Teil Schriften: Positionierung der Theorie findet sich stattdessen nur die Angabe „21923“ (S. 496, Teil V2), wobei als
Überschrift neben dem Haupttitel lediglich der Untertitel von Victor Sokolowskis Neuausgabe (1966) benutzt wird. Da aber Ein Lehrbuch der Zwölftöne-Musik
überhaupt nicht und Ein Lehrbuch der atonalen Musik nur in der oben genannten Quelle sowie als Untertitel der Erstausgabe von Hauers Vom Wesen des Musikalischen
in dessen Biographie erwähnt werden (S. 574 der DVD unter 1920), gewinnt man den Eindruck, das Erscheinen der zwei Auflagen im Jahre 1923 sei, um es vorsichtig
auszudrücken, selbst in den sonst recht gut informierten Hauer-Kreisen nicht bekannt gewesen.
Ferner habe ich den Eindruck, dass die Auflagen der Schrift Vom Wesen des Musikalischen bei der Wiedergabe auf DVD (die der Wiedergabe auf CD-ROM
von 2003 zu entsprechen scheint) nicht alle erfasst wurden und zum Teil auch durcheinandergeraten sein müssen. Dies ist zwar nicht der Ort, dies im Einzelnen zu
belegen und gleichsam eine Rezension zu verfassen, doch habe ich die vielleicht wohl zu beanstandenden Passagen teilweise markiert und kann unter Umständen das Gesagte mit
Zitaten auf die vorliegenden Auflagen bestätigen. Die Abweichungen erscheinen mir indes beträchtlich, und es handelt sich nicht um bloße Versehen und Druckfehler, die nicht der
Rede wert wären, sondern um Korrekturen Hauers an seinem Text und damit um essentielle Abweichungen.
[7] Frau Judith Picard, Frankfurt am Main, habe ich besonders zu danken für ihre
Vermittlung und Unterstützung dieser Forschung, durch die mir Scans und Fotokopien aus dem Verlagsarchiv des Musikverlags Robert Lienau (Musikverlag Zimmermann) in Frankfurt am Main zugänglich wurden.
[8] Vgl. Josef Hauer, Über die Klangfarbe, op. 13, Wien: Selbstverlag, 1918,
gewidmet: Dr. Viktor Ritter von Bauer; Zitierlink hier. – Siehe auch die Werkliste Hauers
in Trepulkas Arbeitsexemplar, letzte Seite: op. 13, Theoretische Arbeiten („Vom Wesen des Musikalischen“) M.[ark] 1.—
[9] Zu den Vornamen Hauers vgl. Anm. [3], Abs. 2.
[10] Vgl. Anm. [6].
[11] Vgl. Zeitschrift für Musik. Halbmonatsschrift für Musiker, Hauptschriftleiter:
Alfred Heuß, Jg. 90, Nr. 13/14, Leipzig, Sonnabend, den 14. Juli 1923 (Juliheft 1923), S. 303, hier das erwähnte Inserat des Verlags. Dieses Inserat (siehe Abb. 1a) ist zugleich
jene Meldung, die mir als früheste über das Erscheinen von Hauers Lehrbuch der atonalen Musik bekannt wurde. – Unter Neuerscheinungen in demselben Heft der
Zeitschrift wurde irrigerweise jedoch die 1. Auflage (anstatt die 3. Auflage) von Josef Hauers Schrift Vom Wesen des Musikalischen genannt (S. 295, rechte Spalte). – Nicht
ganz klar ist mir, warum mehr als ein Jahr nach dem in Abb. 1a reproduzierten Inserat Hauers Buch unter Neuscheinungen von derselben Zeitschrift für Musik eingereiht
wurde; vgl. unter der Überschrift Neuerscheinungen den Eintrag „Josef Hauer“ in der Zeitschrift für Musik. Kampfblatt für deutsche Musik und Musikpflege,
Hauptschriftleiter: Alfred Heuß, 91. Jg., Heft 6, Leipzig, Juni 1924, S. 318, rechte Spalte. Als Möglichkeiten sehe ich allenfalls, dass ein Fortschreiten der Inflation ein früheres
Erscheinen dieser Meldung verhindert hatte. Unübersehbar ist allerdings, dass sich der Titel auch hier deutlich an der Erstausgabe des Drucks im Jahre 1920 orientierte, was
sich aber nicht ohne weiteres an dem Etikett erkennen ließ, das der Verlag übernommen hatte.
Auch in der Musikzeitschrift Melos (die 1923 nicht erscheinen konnte) kam 1925 ein
Inserat der „Schlesinger’schen Buch- und Musikhandlung“ zum Abdruck, die, neben anderen Arbeiten Hauers, für Hauers „Atonales Lehrbuch“ warb; vgl. Melos. Zeitschrift für Musik, 5. [recte: 4.] Jg., Heft 6, Berlin, 1. Januar, 1925, S. 341, unten.
Ein Inserat mit der Erwähnung von Hauers Ein Lehrbuch der Zwölftöne-Musik (1923) ließ sich bisher nicht finden.
An Rezensionen konnte ich folgende zwei ermitteln, bei denen allerdings nicht klar ist,
welchem der 1923 veröffentlichten zwei Bücher sie galten: a) P.A.P. [das ist Paul Amadeus Pisk], [Rezension von Hauers Vom Wesen des Musikalischen (Verlag Schlesinger, Berlin)], in: Musikblätter des Anbruch, Schriftleiter: Paul Stefan, 5. Jg., Nr.
9, Wien: Universal-Edition A. G., Novemberheft 1923, S. 278 unter Bücher. Pisk schreibt: „Es [das Buch] ist soeben in zweiter Auflage erschienen […].“ Wie wörtlich man
das „soeben“ nehmen darf, sei dahingestellt. Da aber in der Rezension von einem „Buch der atonalen Melodielehre“ die Rede ist, nehme ich an, dass es sich um die 2. Ausgabe
(3. Auflage) von 1923 handeln könnte. Der Begriff der „atonalen Melodie“ wird freilich in der vorangehenden Fassung des Buchs bereits mehr als zwanzig Mal gebraucht, und so
könnte auch die 1. Ausgabe (2. Auflage) von 1923 gemeint sein. Auf jeden Fall scheint bei Pisk eine Verwechslung vorzuliegen, die entweder den Buchtitel, die Auflage oder das
Datum des Erscheinens betrifft. Um Hauers Schrift Atonale Melodienlehre. Eine Hörschule (1923) kann es sich nicht gehandelt haben, da diese damals nur zum Teil
veröffentlicht wurde und erst 2003 ganz auf der einer CD erschien (vgl. Josef Matthias Hauer, Schriften · Manifeste · Dokumente, hg. von Nikolaus Fheodoroff, Wien: Verlag
Lafite, © 2003, S. 165–195). Etwa ein halbes Jahr später erschien von Alexander Jemnitz folgende Rezension: Unmaterielle Klangfarbe. Kritische Bemerkungen zu zwei Kampfschriften [u. a. über Hauers Vom Wesen des Musikalischen, Verlag: Carl
Haslinger, Wien], in: Die Musik. Monatsschrift, hg. von Bernhard Schuster, 16. Jg., Heft 7, Stuttgart, Berlin und Leipzig: Deutsche Verlagsanstalt, April 1924, S. 498–502.
Auch hier ist leider nicht deutlich, von welchem der beiden 1923 erschienenen Drucke die Rede ist.
[12] Siehe hier in dem Aufsatz Die stummen Tasten bei Jules Burgmein, Anm. [31].
[12a] Das Inserat erschien in: Deutsches Musikjahrbuch, hg. von Rolf Cunz, 1. Jg.,
Essen (Ruhr): Rheinischer Musikverlag Otto Schlingloff, 1923, S. (275). Datierung des Vorworts dieses Jahrbuchs (Rückseite Inhaltsverzeichnis des 1. Jahrganges):
„im Sommer 1923“; ein Abschnitt Bibliographisches ist noch etwas genauer datiert: „Juli 1923“ (S. 257).
[13] Vgl. hier mit Abbildung des Inserats.
[13a] Der Aufsatz Pfrötzschners hieß vollständig: Zwölftönemusik. Eine Einführung in
J. M. Hauers Lehre vom atonalen Melos, in: Zeitung [vermutlich: „Volkszeitung“] für das Vogtland, Nr. 138, Juli 1925. (Für Hinweis und Fotokopie dieser Quelle ist Frau
Judith Picard zu danken. Vgl. Anm. [7]). Vgl. auch den Artikel Pfrötzschner, Paul Max, in: Erich H. Müller, Deutsches Musikerlexikon, Dresden: Limpert, 1929, Sp.
1062. Hiernach wurde Pfrötzschner am 3. April 1889 in Plauen (Vogtland) geboren, sein Sterbedatum ist nicht bekannt; Pfrötzschner war Lehrer und Musikreferent der in Plauen erscheinenden Volkszeitung für das Vogtland. Da ein Ausschnitt aus dem Lexikon von
1929 für die zweite Ausgabe 1954 nicht zurückgesandt wurde (vgl. S. VIII), erschien der Artikel von 1929 unverändert in: Kürschners Deutscher Musiker-Kalender 1954,
Zweite Ausgabe des „Deutschen Musiker-Lexikons“, hg. von Hedwig und E. H. Mueller von Asow, Berlin: Walter de Gruyter & Co., Sp. 955. Vgl. auch Adreßbuch der Stadt Plauen i. V., 1925, S. 675, wodurch sich einige Angaben bestätigen lassen.
[14] Hans Mersmann schrieb in seinem einleitenden Artikel Die Lage (in: Melos, 4. Jg.,
Heft 1, Schriftleitung: Hans Mersmann, Berlin, 1. August 1924, auf S. 4): „Denn nun ist auch der letzte dieser Begriffe, der bislang eine zusammenfassende Geltung zu behalten
schien: Atonalität, die Ablösung einer wesentlich tonalen Sprache durch eine ausschließlich atonale, überholt.“ Man sollte dies aber nicht allzu ernst nehmen, da eine
solche „Überholung“ ja jedem Begriff einer jeden Einordnung in das Bestehende zuteil werden kann. Alles scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, und es handelt sich hier nur um
einen „Begriff“, nicht um die klingende Musik, wenn diese Trennung oft auch mit mehr oder weniger Absicht missverstanden wurde.
[15] Vgl. Brief A. Schönbergs an J. M. Hauer vom 1. Dezember 1923, siehe hier [Link veraltet, 10.3.2019]. – Der Verweis Schönbergs auf seine Harmonielehre meint die 3.,
vermehrte und verbesserte Auflage, Wien: Universal-Edition, Copyright 1922, hier die Fußnote auf S. 487–488.
[16] Vgl. die Werk-Liste auf der letzten Seite von Trepulkas Arbeitsexemplar. – Auf der
letzten Seite der Ausgabe von 1920 reicht Hauers Werkverzeichnis jedoch nur bis op. 19, und in den drei untersten Zeilen des Inserats ist angegeben: „ZU BEZIEHEN
DURCH DEN | MUSIKALIENVERLAG ANTON GOLL | WIEN, I. BEZIRK, WOLLZEILE 5“.
[17] Hier sind wahrscheinlich die Erben des Buchdruckers und Verlegers Adolf Wilhelm
Hayn (1801–1866) gemeint. Vgl. 150 Jahre Buchdruckerei und Verlag A. W. Hayn's Erben, Berlin 1943 (Feldpostausgabe) sowie Hans Wilde, 175 Jahre A. W. Hayn's
Erben, Buchdruckerei und Verlag Berlin, Berlin [1969]. (Literatur lag nicht vor.)
[18] Vgl. Tamara Loitfellner, Kallmus Dora Philippine, seit 1907 Künstlername Madame D´Ora. Fotografin, auf der Webseite (hier). Aus diesem Aufsatz geht auch hervor, dass Anna Malvine [Kallmus], die Schwester der Fotografin, 1941 von
Nationalsozialisten nach Litzmannstadt deportiert und dort wahrscheinlich 1942 umgebracht wurde.
Das Foto Hauers ist ähnlich wie dasjenige, welches im Booklet einer Wergo-CD auf
Seite (1) reproduziert wurde, dort aber mit „vor 1920“ datiert wurde und dieselbe Fotografin hatte (Katalog-Nr. WER 6609-2 mit Klavierwerken Hauers, © 1997 Schott
Wergo Music Media GmbH, Mainz, Germany). Anzunehmen ist aufgrund der großen Übereinstimmungen (auch von Hauers Kleidung), dass beide Fotos sogar in derselben Sitzung aufgenommen wurden.
[18a] Freundlicher Hinweis von Frau Judith Picard (wie Anm. [7]).
[19] Die mir als vollständige Fotokopie vorliegende Ausgabe sei kurz beschrieben.
Die Titelseite [S. (1)] lautet „JOSEF MATTHIAS HAUER | Vom Wesen des Musikalischen | Grundlagen der Zwölftonmusik | ROBERT LIENAU | BERLIN-LICHTERFELDE“, Redaktion der Neuauflage: Victor Sokolowski [1911–1982],
© Copyright 1966 by Robert Lienau, Berlin-Lichterfelde, Verlagsnummer: S 109 68 [auf S. (2)]. Auf S. (2) befindet sich auch der folgende Vermerk: „Graphische Gestaltung des
Einbandes und des Anhangs des Herausgebers: Ingeborg Sokolowski, Oswald Pöstinger und Manfred Schreyer“. Auf S. 5: „VORBEMERKUNG“, ab hier Hauers Text bis
einschließlich S. (52). Mit einem „VORWORT“ auf S. 4 von Victor Sokolowski (datiert: „Wien, am 19. März 1966“). 48 gezählte Seiten + vier ganzseitige Tafeln, gezählt A,
B, C und D [Seite (49)–(52)] + „ANHANG DES HERAUSGEBERS“ [Seite (53)–(66)]. Exemplar des Internationalen Musikinstituts Darmstadt, Signatur: d (66/70).
Da auch diese Ausgabe bereits im „INHALTSVERZEICHNIS“ auf S. (3) – nicht viel,
aber doch wahrnehmbar – abweicht von der Original-Ausgabe des Lehrbuchs der Zwölftöne-Musik, wäre auch die Ausgabe von 1966 in einen Vergleich einzubeziehen: In
der Original-Ausgabe heißt es (auf S. 2 und 7) Das Musikalische im Menschen: Melodie; in der Ausgabe von 1966 dagegen auf S. 2 nur Das Musikalische im Menschen; ein Doppelpunkt und „Melodie“ fehlen, im Gegensatz zur Überschrift auf
Seite 7. Und in der „VORBEMERKUNG“ heißt es in der obigen Original-Ausgabe auf S. 3: will z. B. ein Mensch einen musikalischen Vorgang in ihm selbst ausdrücken, so
steht in der Ausgabe 1966 auf S. 5: will z. B. ein Mensch einen musikalischen Vorgang als solchen ausdrücken. Diese zwei Beispiele am Anfang der Schrift reichen
meines Erachtens aus, die Einbeziehung des Drucks (1966) in einen textkritischen Vergleich zu rechtfertigen. Denn von wem diese Abweichungen stammen, bleibt offen,
und es könnten sowohl Hauer als Autor wie Sokolowski als Herausgeber gewesen sein.
Nimmt man Sokolowskis einleitende Worte ernst, die auf dem hinteren Buchumschlag und zu Beginn in seinem Vorwort (1966) auf S. 4 stehen, so handelte es sich bei der
Schrift von Hauers Vom Wesen des Musikalischen um das „erste Werk über die Zwölftonmusik überhaupt“ und ein „Schlüsselwerk ersten Ranges“, in welchem „erstmals
in der Geschichte der abendländischen Kunst […] die Notwendigkeiten und Möglichkeiten eines Musizierens mit den zwölf temperierten Tönen zur Diskussion gestellt
wurden.“ Ohne mich den Worten Sokolowskis in vollem Umfang anschließen zu können, scheint mir doch schon aus diesem Grunde das Verlangen nach einer maßgeblichen Ausgabe keinesfalls zu viel verlangt.
[20] Vgl. die Webseiten „Internationale Ferdinand Ebner Gesellschaft“ (hier), die Äußerungen über Hauer oder auch Briefwechsel mit Ebner zugänglich machen, vgl.
besonders Dieter Bogners Vortrag über die Freundschaft von Johannes Itten, Josef Matthias Hauer und Ferdinand Ebner anlässlich von Hauers 50. Todestag (hier).
Dank
Herrn Johannes Trepulka, Konstanz, sei sehr herzlich gedankt für einen Scan des
Arbeitsexemplars seines Vaters und für die freundliche Überlassung desselben zu einer Auswertung. Großer Dank gebührt auch Frau Judith Picard, Frankfurt am Main, für ihre
Unterstützung. Für ihre Bemühungen, die beiden Drucke Hauers von 1923 heranzuziehen, ist Frau Sonja Middendorf von der Bibliothek Zeven, Fernleihe, vielmals zu danken.
Hinweis
Die zitierten Webseiten wurden sämtlich in zeitlicher Nähe zur ersten Eingabe in das Internet rein zu
Forschungszwecken aufgerufen. Seitdem könnten diese Webseiten täglich geändert und modifiziert oder nicht mehr aufrufbar sein, doch ist es mir unmöglich, eine Aktualisierung ständig auf Verdacht
hin zu überprüfen. Daher ist eine Änderung oben stehender Webseite nur möglich, wenn ich auf solche Abweichungen in geeigneter Form, möglichst schriftlich (E-Mail mit Bestätigung genügt),
aufmerksam gemacht werde.
Jenseits von Hauer und Trepulka. Forschung im Internet Allgemeineres Nachwort
(Dieser Text bezieht sich öfters auf oben stehenden Aufsatz, dessen Kenntnis vorausgesetzt wird.)
Da die im Internet von Google Books als Scan eingestellte Schrift Josef Matthias Hauers Vom Wesen des Musikalischen genau demselben Mangel in Bezug auf den Nachnamen
Ferdinand Ebners unterliegt wie der Scan von Forgotten Books (Original-Seite 5, Fußnote), verglich ich die Scans eingehender und kam zu dem Ergebnis, dass beide
weitgehend identisch sein müssen. Die Übereinstimmung sehr individueller Merkmale erlaubte kaum Zweifel hieran. Der Google-Scan ist hier (Read Online) im Internet Archive erhältlich; der Scan von Forgotten Books ist auf der rechten Seite hier [Link veraltet, 10.3.2019] aufrufbar.
Beide Ausgaben zeigen im Internet jedoch nirgends den Untertitel Ein Lehrbuch der atonalen Musik in einem Scan des Originals und nur in einem Fall den Neusatz, so dass
man auch diesen Umstand berücksichtigen und eine Verwechslung mit einem Druck von 1923 in Betracht ziehen muss. Während dieser Untertitel bei Forgotten Books auf der
unpaginierten Seite, die Seite 5 vorausgeht (Seitenangabe im Menue: „Page 1-2 of 65“), als Neusatz erschien – bei dem man fälschlicherweise nicht nur beim Aufschlagen des
Buchs, sondern sogar selbst auf der Titelseite schrieb: „EIN LEHRBUCH DES [sic] ATONALEN MUSIK“ (vergleiche hier [Link veraltet, 10.3.2019]) –, nahm man zugleich Abstand von einem Scan der originalen Titelseite, die offenbar nicht so recht in das Bild
passte, das man zu präsentieren wünschte. Auch der ehemals vorhandene Scan von Google hatte keinen solchen Untertitel, und eine Konvertierung des pdf-Dokuments in
das Programm der OCR-Texterkennung blieb in diesem Scan von Google bereits bei der Suche nach einem „Lehrbuch“ ohne jedes Ergebnis. Der schlechtere, gegenwärtig noch vorhandene Scan von Google (7.2.2015) – die „Read Online“-Fassung – ist für dieses
Verfahren ungeeignet, da zu viele unbedruckte Seiten darin vorliegen, die nicht einmal von einer Maschine, gleich welcher Bauart, rekonstruiert werden könnten. Auf die leicht
nachweisbaren falschen Angaben des Begleittexts dieses Google-Scans wurde an anderer Stelle schon hingewiesen (siehe hier). So passte man die Geschichte lieber den
eigenen Wünschen an, als das Umgekehrte, das größere Bemühungen voraussetzt und weniger einträglich erscheint, denn nirgends tauchte in dem gescannten Buch ein Untertitel wie der von beiden Firmen verwendete auf.
Den zwei identischen Scans (von Google bzw. Forgotten Books) dürfte dasselbe Exemplar aus den Stanford University Libraries in Stanford, Kalifornien, USA
(Signatur: ML444 .H368) zugrunde liegen, was nur ein durch eine Halteklammer fragmentierter Stempelabdruck auf der ersten unbedruckten Seite bei Google zeigte und eine Suche in dem Katalog (OPAC) dieser Bibliotheken auch bestätigte (siehe hier). Die handschriftliche Buch-Signatur ist auf der Titelblatt-Rückseite, S. (4) des Google-Scans,
teilweise leserlich, ließ sich aber ebenfalls durch den genannten OPAC (siehe hier) noch
bestätigen. Waren Gleichgültigkeit, Unwillen oder Desinteresse an dem Inhalt und einer minimalen geschichtlichen Information, wo und von wem das Buch ursprünglich gedruckt
wurde, das Ziel des erneuten Verlegens dieses Buchs bei Forgotten Books, so hat man sicherlich schon das Richtige getan, hier alsbald erneut von einem „forgotten book“
sprechen zu können, ein Buch, das freilich längst nicht so „vergessen“ ist, wie uns die Betreiber der Webseiten weismachen wollen. Ein Buch, dessen Text zwischen 1920 und
2007 sechsmal in Deutschland und Österreich und darunter auch 2003 auf einer CD-ROM sowie 2007 auf einer DVD erschien, ohne dabei die im Internet abrufbaren Scans von Forgotten Books oder Google Books einzubeziehen, kann so „vergessen“ nicht
sein. Für Wissenschaftler sind letztere Scans allerdings nur bedingt brauchbar und manchmal sogar unbenutzbar (bei Forgotten Books wie Google), denn es kann nicht
angehen, Seite um Seite nur mit der Berichtigung vermeidbarer Fehler zu füllen oder Lücken in einem Buch zu ergänzen und zu rätseln, wer gemeint sein könnte. Für solcherlei
Fisimatenten ist die Zeit zu kostbar. Sichtlich wird Korrekturlesen bei Forgotten Books wie bei Google Books allzu klein geschrieben, oder jene, die es tun sollten, sind dazu
offenbar nicht willens oder in der Lage.
Nicht alle Fälle sind jedoch gleich gravierend, und kleinere, den Sinn nicht entstellende
Fehler, die überall, und somit auch in Büchern, vorkommen können, sind hier nicht aufgeführt. Auch ist nicht der reproduzierte Text Hauers hier beanstandet, sondern stets
nur seine Wiedergabe und redaktionelle „Betreuung“. Doch es ist die Menge an Irrtümern und vor allem fehlender Text, wodurch der Lesefluss immer von neuem beeinträchtigt
oder gar bis zur Unlesbarkeit gestört wird und im Ernstfall unter anderem auch zu Missverständnissen des Gesagten führen kann. Diese Erscheinungen sind keineswegs
mehr einem Verfasser oder seiner Schrift anzulasten. Wer was zu verantworten hat, wäre im Einzelfall nicht von mir, sondern allenfalls von der Rechtsprechung zu prüfen, wobei ich
die Fälle nicht entscheiden kann, sondern nur auf bestehende Mängel, Befremdliches, Widersprüche, Tatsachen, Fehler oder Beobachtungen usw. aufmerksam zu machen
vermag – Umstände, die ja auch eine Beschwerlichkeit des Zitierens verursachen oder dieses ganz unmöglich machen können, weil etwa nach einem Seitenumbruch mitten im
Satz plötzlich eine leere Seite folgen kann.
Anhand des Vorliegenden kann ich aber jetzt schon mit einiger Eindeutigkeit sagen, dass
eine hohe, sehr hohe Nonchalance – man kann auch, weniger höflich, von Nachlässigkeit oder Schlampigkeit sprechen – im Einscannen auffällt, und Kontrollinstanzen, sofern sie
überhaupt vorhanden sind, kulturelles Gut bis zur völligen Unbenutzbarkeit mindern können. Wozu überhaupt scannen, wenn man das Ergebnis dann doch nicht lesen kann?, muss sich Google fragen lassen. Eine später vorzeigbare „Leistungsstatistik“ kann doch
nicht alles sein, denn Experten werden diese Schönung früher oder später erkennen und ebenfalls beklagen. Und was dann? Zur Zeit gewinnt man jedoch den Eindruck, dass die
Leute, die hinter diesen Webseiten stehen, keinen blassen Dunst haben können, wovon hier im Buchtext die Rede ist. Man kann sich das notwendige Wissen aneignen, gar keine
Frage. Aber so zu tun, als könne man davon absehen, und trotzdem so tun, als ob, wird auf Dauer nicht möglich sein und wird die Verantwortlichen über kurz oder lang einholen.
Diese kostenlose Prognose wage ich doch noch.
Was mir im Laufe der Zeit zu Gesicht kam, zeigt mehr als deutlich, wie unglaublich niedrig
das Niveau ist, von dem aus gegenwärtig gesprochen und geurteilt wird, und keinem Schüler einer Grundschule würde man Fehler, wie die hier verübten, unkorrigiert
durchgehen lassen. Statt dessen werden die großen und unübersehbaren Chancen, die das Internet bietet, eine nach der anderen vertan und sogar auf Null nivelliert. Die Zeit, die
man durch Benutzung des Internets einspart, wird durch die völlig unzulängliche Aufbereitung der Informationen – ständige Fehler bei Untertiteln und Datierungen,
zu denen Rechtschreibefehler, Übersetzungsfehler und eine durch nichts zu rechtfertigende Überheblichkeit und Inkompetenz, wohin man auch sieht, kommen – mehr als wieder
verplempert, so dass man auch hier eher einer Schulung in Sachen Oberflächlichkeit und damit einer Behinderung als einer Förderung der Wissenschaft begegnet, die so manche
der allzu saloppen Informationen erst entschlüsseln, geraderücken, aufbereiten, in ihren Kontext stellen und erschließen muss und dazu kostbare Zeit vertut, die wichtigeren
Aufgaben abgeht. Darüber wird das Vertrauen in die ins Internet gestellten Ausgaben von Büchern insgesamt in Frage gestellt, und dieses ist vielleicht, gerade für Kaufleute, das
Schlimmste, was ihnen passieren kann. Übrig bleiben nur die Dummen im Lande, die sich mit Geld abspeisen lassen, die sich ihre Dummheit bedenkenlos leisten können und so
auch bezahlen für jeden Unsinn, der ihnen schmackhaft gemacht wird. Die heute „Bedeutenden“ werden aber morgen bestenfalls die restlos Vergessenen sein, denn die
Firmen, die sich dieser Methoden befleißigen, sägen so unverdrossen wie unbelehrbar am eigenen Ast.
Es ist beängstigend, dass man sich hier ohne offenen Widerspruch an den Gütern der
Nationen ein weiteres Mal vergreift, ja austobt, denn es handelt sich schließlich um nichts Geringeres als Hervorbringungen der Künstler, denen so übel selbst von den Größten,
Reichsten und Mächtigsten der Internet-„Branche“ mitgespielt wird. Den Künstlern wurde oft zu Lebzeiten und bevor sie „profitable Klassiker“ wurden, bereits genug Arroganz,
Kleinmacherei, Widerstand, Missachtung, Kopfschütteln und Unverständnis öffentlich entgegengebracht und so das Leben verleidet. Hauer oder Trepulka waren da
keineswegs eine Ausnahme. Und dies alles wiederholt sich heute, nur um dem finanziellen „Profil“ Einzelner Genüge zu tun. Der Rest, der die Kunst eigentlich ausmacht, wird
geflissentlich vergessen – nur mit dem Unterschied, dass die Künstler sich inzwischen ja nicht mehr selbst gegen diese Form der Schludrigkeit wehren können, weil sie gewöhnlich
nicht mehr am Leben sind. Doch die Kritik an diesem grotesken Zustand ruft oft nur ein „mitleidiges“ Lächeln und hinter der Hand ein albernes Feixen hervor, den Vergleich von
dem Zwerg und dem Riesen oder ein in seiner naiven Unbekümmertheit so nichtssagendes wie stets griffbereites „Na und …?“
Man muss daher vermuten, dass den Verantwortlichen selbst die Zusammenhänge, die sie
entstellen oder einzig der größten Oberflächlichkeit für wert erachten, keineswegs bekannt oder bewusst sein können, so dass sie „nicht wissen, was sie tun“, und dass jene
Verunstaltung oder gedankenlose, beiläufige Zensur, wie man dieses Vorgehen auch nennen könnte, nur vergröbern statt erklären kann, und nicht Ausdruck böser Absicht,
sondern Abbild einer ständigen Überforderung ist, die für Einzelheiten keine Zeit mehr aufbringen kann und sich diese auch nicht nimmt. Als primär anonymes, heimliches Tun,
das außer dem Vorsatz, den pekuniären Reichtum zu mehren, nur stellvertretenden Motiven zuliebe begangen wird (niemand wird ja annehmen wollen, dass den Beteiligten
dieses Unfugs die Namen Hauer oder Trepulka jemals bekannt wurden), mag es sich, teilweise wenigstens, um eine Demonstration der eigenen unverkennbaren Abhängigkeit
handeln. Im Grunde scheint es mir aber so sinnlos wie dürftig, was sich hier als Ergebnis zeigt. Die Zeit wird wohl gnadenlos darüber hinweggehen, und die wahren Probleme
werden weiterhin verschleiert, verschwiegen und ungelöst bleiben. Will man vorankommen, darf man nicht warten, bis jemand sein Maul aufmacht, und schon gar
nicht inzwischen sein Mütchen an Unschuldigen kühlen, die längst tot sind; sonst werden eines Tages andere und seriösere Anbieter auftreten, und selbst die dümmste Kundschaft
der heutigen „Betreiber“ wird sich bis auf ein paar Nachzügler urplötzlich in Luft aufgelöst haben. Und wer jetzt immer noch nicht weiß, worum es geht, dem sei in Klartext und
Kurzform gesagt: Diese Art von Arbeit, die ihr hier abliefert, liebe Leute, ist Pfusch, und sie wirbt nicht, sondern sie schädigt euer Ansehen.
Erste Eingabe ins Internet: Dezember 2014
Letzte Ãnderung: Sonntag, 10. März 2019
© 2014–2019 by Herbert Henck
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