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Ellen Epstein (1898–1942)
Eine jüdische Künstlerin aus Schlesien
Teil 2
von
Herbert Henck
Teil 1
Vorbemerkung Kap. 1 Einleitung
Kap. 2 Herkunft und Jugend in Kattowitz Kap. 3 Ausbildung, Lehrtätigkeit und Wohnung Kap. 4 Konzerte und Rundfunkarbeit
Kap. 5 Die Briefe an Else Headlam-Morley und die England-Tournee 1933
Anmerkungen zu Teil 1
Teil 2
Kap. 6 Scherenschnitte (I) und Zusammenarbeit mit Hannes Küpper
Briefe Margot und Ellen Epstein mit Küpper 1927–1931, Übersicht
Scherenschnitte bis 1931, Übersicht Kap. 7 Das Ende eines Berufs Kap. 8 Margot Epstein
Margot Epsteins Veröffentlichungen 1927–1932, Übersicht
Kap. 9 Hans Hirschel Kap.10 Scherenschnitte (II) und ein letztes Konzert
Scherenschnitte 1938/39, Übersicht
Anmerkungen zu Teil 2
Teil 3
Kap. 11 „Es geht mir reichlich dreckig !!“ – Ein letzter Brief an Heinz Tiessen
Kap. 12 Zwangsarbeit Kap. 13 Die „Vermögenserklärungen“ und andere Aktenstücke Kap. 14 Die Deportation und der Tod von Ellen und Margot Epstein
Nachtrag 2008
Anmerkungen zu Teil 3
Anhang
Chronologische Übersicht
Abkürzungen
Abbildungsnachweise
Dank
Abbildungen
Abb. 1: Konzertprogramm vom 21. Mai 1930 Abb. 2: Ellen Epstein (1)
Abb. 3: Der Grabstein von Salomon Epstein in Katowice Abb. 4: Artikel „Epstein, Ellen“ aus dem Deutschen Musiker-Lexikon (1929) Abb. 5: Eugen Spiro Abb. 6: Artur Schnabel Abb. 7: Ellen Epstein (2) Abb. 8: Ernst Kunwald, Scherenschnitt von Ellen Epstein Abb. 9: Wilhelm Furtwängler, Scherenschnitt von Ellen Epstein
Abb.10: Heinz Tiessen
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Abb. 8 Ernst Kunwald (1868–1939) Scherenschnitt von Ellen Epstein Deutsche Allgemeine Zeitung, 11. September 1931
Kapitel 6 Scherenschnitte (I) und Zusammenarbeit mit Hannes Küpper
Das beginnende Kapitel führt zeitlich zurück ans Ende der zwanziger Jahre, denn die
Quelle, welche am ausführlichsten über die erste Gruppe von Scherenschnitten, doch auch über andere Dinge unterrichtet, sind die Briefe, die zwischen Ellen und
Margot Epstein in Berlin und Hannes Küpper in Essen gewechselt wurden.
Der Schauspieler, Dramaturg, Regisseur, Literat und spätere Fernseh- wie Hörfunk- Produzent Hannes Küpper (1897–1955) [70] hatte im Oktober 1927 begonnen, eine Zeitschrift mit dem Namen Der Scheinwerfer. Blätter der Städtischen Bühnen Essen herauszugeben. [71] Diese Zeitschrift, die zwar die Programme der Essener Bühnen
begleitete, bald aber über den lokalen Bereich hinaus bekannt wurde, gilt heute als ein wichtiges „Forum der Neuen Sachlichkeit“ und zugleich als ein Abbild des künstlerischen Spektrums in den letzten Jahren der Weimarer Republik. Zahlreiche prominente Mitarbeiter unterschiedlichster Haltung gehörten zu seinen Autoren,
darunter Theodor Adorno, Bertolt Brecht, Arnolt Bronnen, Marieluise Fleißer, Ernst Křenek, Heinrich Mann, Caspar Neher, Josef Roth, Rudolf Schulz-Dornburg, Hans
Heinz Stuckenschmidt, Rudolf Wagner-Régeny, Kurt Weill und Arnold Zweig. Doch auch so konservative Autoren wie Josef Goebbels, Hanns Johst oder Ernst Jünger schrieben für den Scheinwerfer. Die Zeitschrift wurde aus finanziellen Gründen im 6.
Jahrgang mit dem April-Heft 1933 eingestellt.
Konzentrierte sich Margot Epsteins Mitarbeit am Scheinwerfer vor allem auf die
Besprechung neuer Bücher über Literatur, Theater, Musik und Tanz, so lagen die Interessen ihrer Schwester neben der Beratung Küppers in musikalischen Fragen
fast ganz im Bereich ihrer Scherenschnitte. Ellen Epstein hoffte, Küpper werde einen oder mehrere von ihnen, die zumeist Persönlichkeiten des Musiklebens abbildeten, bei
Gelegenheit zur Ergänzung eines Textbeitrags heranziehen. Küpper wäre hierzu wohl auch bereit gewesen, da er Epsteins Arbeiten schätzte, doch scheinen immer wieder
Umstände eingetreten zu sein, die einem Abdruck letztlich im Wege standen. Man kann Küppers positive Grundhaltung und Vertrauen in die Begabung Epsteins unter anderem
an seiner Bereitschaft erkennen, nach Erscheinen ihres mit Walter Schrenk geplanten Buches von Musiker-Silhouetten in seiner Zeitschrift darüber „werbend zu schreiben“.
Aber, gleich anderen, zerschlug sich auch dieser Plan, da das Buch offenbar nicht zustande kam. [72]
Neben ihrer Begabung für Scherenschnitte bildete Ellen Epstein für Küpper eine Art
Brücke nach Berlin, die ihm erlaubte, über die dort stattfindenden musikalischen Ereignisse und Strömungen auf dem Laufenden zu bleiben und diese für die Leserschaft
seiner Zeitschrift in Betracht zu ziehen. Küpper, der 1924 nach Berlin gezogen war und vor seiner Übersiedelung nach Essen hier einige Jahre verbracht hatte, [72a] forderte Ellen Epstein in einem Postskriptum zu seinem Brief vom 5. Oktober 1927 explizit auf, ihm mitzuteilen, welche jungen Komponisten sie ihm zur Mitarbeit am Scheinwerfer empfehle. Dass die Pianistin zahlreiche Musiker persönlich kannte, war hierfür sicherlich eine gute Voraussetzung, und so empfahl Epstein im folgenden Brief vom 8.
Oktober 1927 zunächst Kurt Weill, Heinz Tiessen, Ernst Křenek und Philipp Jarnach. Am 29. Oktober weist sie auf ihre gegenwärtige Zeitnot hin, doch werde sie nach ihrer
Rückkehr nach Berlin Ende November Küpper eine Liste schicken, dass ihm „Angst und Bange“ werde. Die Pianistin war offenbar bemüht, den Aufbau der neuen
Zeitschrift nach Kräften zu fördern, und sie versorgte Küpper nicht nur mit nützlichen Adressen, sondern ließ manchmal auch ein privateres Wort über die Zugänglichkeit
oder Zuverlässigkeit der in Frage kommenden Mitarbeiter fallen.
Als Küpper jedoch einen über Hans Hirschel und Ellen Epstein wunschgemäß herangezogenen Beitrag von Karol Rathaus als „völlig ungeeignet“ ablehnte und er
die Pianistin bat, dem Komponisten seinen Text zurückzugeben, retournierte sie ihm Rathaus’ Manuskript und bat ihn – auf dem Weg über ihre Schwester, da sie selbst
gerade verreisen müsse –, seine Ablehnung dem Komponisten doch besser selbst zu erklären, da sich „die ohnehin recht peinliche Angelegenheit“ ansonsten noch zuspitzen werde. [73] Auch andernorts, wie in den Briefen an Else Headlam-Morley, wird deutlich, dass das Entgegenkommen der Pianistin gelegentlich an Grenzen stieß
und sie ihre Interessen durchaus zu wahren suchte.
Bei alledem darf nicht übersehen werden, dass sämtliche ausgewerteten Briefe
zwischen Ellen Epstein und Küpper innerhalb von nur drei Monaten (zwischen dem 4. Oktober 1927 und dem 4. Januar 1928) anfielen und der Briefwechsel Küppers mit
Margot Epstein der weitaus umfangreichere ist. Letzteren kenne ich allerdings nur aus jenen Briefen, durch die Margot Epstein an der Diskussion zwischen Küpper und ihrer
Schwester teilnahm, und daher sind nur diese in die folgende Übersicht aufgenommen.
Briefwechsel Margot und Ellen Epstein mit Hannes Küpper, Übersicht
Ellen Epstein; Margot Epstein, Hannes Küpper
DLA = Deutsches Literaturarchiv, Marbach mit anschließender Signatur
04.10.1927, Ellen Epstein an Hannes Küpper, DLA: 76.7128/1
05.10.1927, Hannes Küpper an Ellen Epstein, DLA: 76.6117/1 08.10.1927, Ellen Epstein an Küpper, DLA: 76.7128/2
13.10.1927, Hannes Küpper an Ellen Epstein, DLA: 76.6117/2 24.10.1927, Ellen Epstein an Hannes Küpper, DLA: 76.7128/3
26.10.1927, Hannes Küpper an Ellen Epstein, DLA: 76.6117/3 29.10.1927, Ellen Epstein an Hannes Küpper, DLA: 76.7128/4 (Postkarte)
23.12.1927, Ellen Epstein an Hannes Küpper, DLA: 76.7128/5 04.01.1928, Hannes Küpper an Ellen Epstein, DLA: 76.6117/4
06.01.1928, Margot Epstein an Hannes Küpper, DLA: 30/2 11.01.1928, Margot Epstein an Hannes Küpper, DLA: 30/3 22.02.1928, Margot Epstein an Hannes Küpper, DLA: 30/4 05.11.1928, Margot Epstein an Hannes Küpper, DLA: 30/17
30.01.1929, Margot Epstein an Hannes Küpper, DLA: 30/2 17.11.1930, Ellen Epstein an Hannes Küpper, DLA: 76.7128/6 (Briefkarte)
01.12.1930, Hannes Küpper an Ellen Epstein, DLA: 76.6117/5 03.06.1931, Margot Epstein an Hannes Küpper, DLA: [abgeschnitten]/29
Aus dem Briefwechsel mit Küpper geht auch hervor, wessen Porträts Ellen Epstein damals geschnitten hatte. In ihrem Brief vom 8. Oktober 1927, ihrem längsten
Schreiben an Küpper, zählt sie die fertig vorliegenden Silhouetten auf, damit Küpper bei Bedarf darauf zurückgreifen könne. Diese Liste, welche die Grundlage für die
angefügte Zusammenstellung ist, lässt sich durch einige Arbeiten vervollständigen, die später entstanden und aus anderen Quellen bekannt sind (zu einer zweiten Übersicht
mit den Scherenschnitten der Jahre 1938/39 weiter unten).
Margot Epstein, die Küpper mehrfach auf die Scherenschnitte ihrer Schwester Ellen
hinwies, legte einem Brief vom 5. November 1928 offenbar nochmals eine neue (vielleicht nicht erhaltene) Liste mit den bereits vorhandenen Arbeiten bei. Doch auch
dieser Anstoß scheint so vergeblich gewesen zu sein wie Ellen Epsteins letzter erhaltener Brief an Küpper vom 17. November 1930. Darin fragt sie nur kurz an, ob er
an einem Scherenschnitt von Vittorio Rieti interessiert sei. Von ihrem Vetter Hans Hirschel habe sie erfahren, dass man ein Ballett dieses Komponisten in Essen bringen
werde, und da sie eine Silhouette Rietis zufällig vorliegen habe, schicke sie Küpper eine Kopie. Küpper antwortete am 1. Dezember 1930 und retournierte den Scherenschnitt
mit der Bemerkung, das Ballett Rietis sei bereits im Spielplan und das dazugehörige Heft des Scheinwerfer sei „schon vor längerer Zeit“ erschienen. Förmlicher und kühler
als jemals zuvor schließt sein Brief „in hochachtungsvoller Begrüssung“.
Scherenschnitte bis 1931, Übersicht
Kursiv gesetzt sind nachweislich erhaltene Arbeiten. Weitere, ebenfalls erhaltene,
mögen noch auffindbar sein, wobei vor allem folgendes Buch in Betracht zu ziehen wäre: Robert Schmitt Scheubel (Hg.), Im Zentrum. Ein Streifzug nicht nur durch
das Musik-Feuilleton der Deutschen Allgemeinen Zeitung 1923-1931, Berlin: consassis-Verlag, 2010. [73a] Hier werden auch, die nachfolgende Liste ergänzend,
genannt: Leo Blech, Bruno Eisner, Edwin Fischer, Walter Gieseking, Otto Klemperer, Lula Mysz-Gmeiner, Fritz Stiedry, Oskar Vierling, Kurt Weill, Diez Weißmann, Karl
Wiener sowie andere, die zum Teil bislang nicht genauer bestimmbar waren. DAZ = „Deutsche Allgemeine Zeitung“.
In den Anmerkungen sind hier nur schwerer zu identifizierende Personen aufgeführt.
Awramoff, vermutlich gemeint: Arsseni Mich. Awraamow (Arseny Mikhaylovich Avraamov), 1886–1944, russ. Komponist, Mikrotonale Stimmungen, Sinfonie für Fabriksirenen in Baku am 7.11.1922 [74] Bohnke, Emil, Komponist Breithaupt, Josef Maria, Pianist
Broado, vermutl. gemeint: Jewgenij Maximowitsch Braudo (1882–1939) [75] Bruckner, Ferdinand, Akademie der Künste, Berlin, Literaturarchiv,
Ferdinand-Bruckner-Archiv 103) Epstein, Lonny (1885–1965), Pianistin [76] Erdmann, Eduard (1896–1958), Pianist und Komponist [77] Feinberg, Samuel, Komponist Flesch, Carl, Geiger, DAZ, Beilage Das Unterhaltungsblatt), Freitag Morgen,
DAZ 13.2.1931, S. [8] Furtwängler, Wilhelm, Dirigent, DAZ 29.5.1931 siehe Abb. 9
Haas, Joseph [Josef], Komponist Hannenheim, Norbert von (1898–1945), Komponist, DAZ 23.5.1930 Höffer, Paul, DAZ 16.1.1930
Holl, Karl (1892–1975) Musikologe, Musikkritiker Horenstein, Jascha, Komponist Jarnach, Philipp, Komponist Jöde, Fritz, Musikpädagoge Jolles, Heinz (1902–1965), Komponist [78] Kästner, Erich, Mai 1931; Schriftsteller, Erich-Kästner-Nachlass im DLA Kraus, Else C., Pianistin, DAZ 30.1.1930 Kreutzer, Leonid, Pianist, DAZ, Beilage Das Unterhaltungsblatt, Freitag Morgen, DAZ 20.2.1931 Vgl. auch Fischer II, Anm. [64] Kunwald, Ernst (1868–1939), Dirigent, DAZ 11.9.1931,
siehe Abb. 8 Ljubimoff, „Staatliches Theater der Sowjet-Union“ [79]
Moser, Hans Joachim, Musikologe, Lexikograf Podrecca, Vittorio, italien. Marionettenspieler [80] Rathaus, Karol, Komponist, DAZ 12.12.1930 Reznicek, Emil Nikolaus von, Komponist, DAZ 23.1.1930
Rieti, Vittorio (1898–1994), italien. Komponist Schnabel, Artur, Pianist und Komponist Schönberg, Arnold, Komponist, DAZ 9.1.1931 Schreker, Franz, Komponist, DAZ 6.2.1930
Schrenk, Walter (1893–1932), Musikschriftsteller, Musikkritiker [81] Springer, Hermann, Musikbibliothekar und Musikkritiker [82]
Theremin, Leon (1896–1993), Erfinder und Erbauer des „Theremin“ Tiessen, Heinz, Komponist Unger, Heinz, Dirigent, DAZ 19.12.1930 Weissmann, Adolf, Musikschriftsteller [83]
Zwei Informationen hinsichtlich der Scherenschnitte sind anzufügen, die beide auf einen
Brief an Küpper vom 8. Oktober 1927 zurückgehen. Zum einen erwähnt Epstein, dass sie jetzt „Silhouettenmitarbeiter beim Ulln.“ sei. Die Abkürzung lässt sich mit einer
gewissen Wahrscheinlichkeit in „Ullstein“, den Namen eines großen Berliner Buch- und Zeitungsverlags, auflösen, in dem seinerzeit die Berliner Morgenzeitung und die B.Z. am Mittag erschienen. (Diese zwei Zeitungen wären in künftige Recherchen nach
Scherenschnitten Epsteins jedenfalls einzubeziehen.)
Zum andern schreibt Ellen Epstein mit der Bitte, über diese „Selbstreklame“ nicht
böse zu sein, da ihre Scherenschnitte in der „Frankfurter Musikausstellung“ gehangen hatten. Hierzu ließ sich zunächst in Erfahrung bringen, dass diese sehr aufwändige
Internationale Ausstellung vom 11. Juni bis 28. August 1927 dauerte und als Teil des „Sommers der Musik“ den Titel Die Musik im Leben der Völker trug. Die Ausstellung
fand parallel zum Frankfurter IGNM-Festival (29. Juni bis 4. Juli 1927) statt. – Konnte auch nicht festgestellt werden, welche Arbeiten von Epstein hier ausgestellt waren,
so lässt sich doch vermuten, dass sie in einem Verbindungsgang hingen, über den es in dem gedruckten (kleinen) Führer durch die Sammlungen heißt: „Im zweiten Teil des
Verbindungsganges sind Werke und Bilder lebender Komponisten ausgestellt.“ In der folgenden Aufzählung sind unter anderen genannt: Josef [sic] Haas, Erdmann, Jarnach
und Tiessen, die Epstein in ihrer eigenen Scherenschnitt-Auflistung nennt. Ferner gehörten zu den Frankfurter Exponaten Porträts oder Autografen von Max Butting,
Kurt Weill und Erwin Lendvai, von denen Epstein möglicherweise, da sie diese Komponisten persönlich kannte, ebenfalls Silhouetten angefertigt hatte. [84] Ähnlich
enthält der ausführliche Ausstellungs-Katalog von Kathi Meyer keinen unmittelbaren Hinweis auf Ellen Epstein, sondern nennt in demselben Ausstellungsbereich nur die
Abgebildeten oder die Verfasser gezeigter Autografen und die Leihgeber der Exponate. [85] Die Namenlisten beider Publikationen weichen indes leicht voneinander ab, man
erhält jedoch insgesamt den Eindruck, dass die getroffene Auswahl aus heutiger Sicht wenig repräsentativ, sondern vergleichsweise zufällig war und dem internationalen
Anspruch der ansonsten sehr reichhaltigen Ausstellung, die unter anderem auch wertvollste Autografen zeigte, nicht gerecht zu werden vermochte.
Zu den Scherenschnitten sei mir noch eine Anmerkung erlaubt, die etwas näher auf
den geschichtlichen Kontext dieser Arbeiten Ellen Epsteins eingeht. Scherenschnitte sind eine zwischen Kunsthandwerk und Kunst sich bewegende Ausdrucksform, die
den Höhepunkt ihrer Beliebtheit mehr im achtzehnten Jahrhundert und besonders in der Goethe-Zeit hatte als in den von technischen Neuerungen beherrschten 1920er Jahren.
Nun erlebte aber gerade damals, ausgehend von Berlin, die scheinbar schon veraltete Silhouette eine ungeahnte Renaissance durch den Film, denn die Glieder der aus
schwarzem Fotopapier geschnittenen Figuren ließen sich mit dünnem Draht verbinden und mit Hilfe aneinandergefügter Einzelbildaufnahmen zu komplexen bewegten
Darstellungen, zu Szenen und ganzen Geschichten, ähnlich wie in den späteren Zeichentrickfilmen, zusammensetzen. Die Künstlerin Lotte Reiniger (1899–1981), in
Berlin-Charlottenburg gebürtig, erfand und verfeinerte diese spezielle Technik zu einem solch hohen Grade der Ausdrucksfähigkeit, dass ihre aus Scherenschnitten gebildeten
Filme noch immer ein großes Publikum besitzen. Besonders ihr über einstündiger Animationsfilm Die Abenteuer des Prinzen Achmed (1923–26) ist aufgrund seiner
filigranen Eleganz bis heute beliebt und berühmt und zählt laut einer Umfrage durch den Kinematheksverbund (1995) zu den einhundert besten deutschen Filmen, auch wenn
er der erste abendfüllende Film seiner Art in der Filmgeschichte war.
An Reinigers Film Die Abenteuer des Prinzen Achmed, den der jüdische Bankier
Louis Hagen finanzierte, hatte unter anderen Walther (auch Walter) Ruttmann (1887 bis 1941) mitgewirkt, der selbst als einer der bedeutenden Filmpioniere gilt. Zu Ruttmanns erstem Experimentalfilm Lichtspiel Opus 1 (Uraufführung am 27.4.1921
in Berlin) schrieb indes der Komponist Max Butting (1888–1976) die Musik, so dass letztlich Lotte Reinigers Arbeiten und Vorbild Ellen Epstein auf dem Weg über
Ruttmann und den mit ihm befreundeten Butting inspiriert oder bestärkt haben könnten, sofern kein noch engerer Kontakt bestand. [86] Dies sind zwar nur in aller
Unverbindlichkeit vorgetragene Mutmaßungen, die mir aber aufgrund der ansatzweise nachweisbaren historischen Konstellationen durchaus als Möglichkeiten erscheinen.
Eine Anfrage im Stadtmuseum Tübingen, ob sich im dort archivierten Nachlass Lotte Reinigers Dokumente mit Bezug auf Ellen Epstein befänden, fiel jedoch negativ aus. [87]
Abb. 9 Wilhelm Furtwängler (1886–1954)
Signierter Scherenschnitt von Ellen Epstein (zur ihrer Signatur Anm. 54) Deutsche Allgemeine Zeitung, 29. Mai 1931
Kapitel 7 Das Ende eines Berufs
Im Bundesarchiv Berlin sind zwei Dokumente überliefert, die unmittelbar Auskunft
geben über Ellen Epsteins berufliche Situation zur Zeit des Nationalsozialismus. Sie entstanden 1935 und 1936, und ihr Inhalt sei hier mitgeteilt.
Am 17. August 1935 erging ein Schreiben von Dr. Peter Raabe (1872–1945),
der seit 1935 Präsident der Reichsmusikkammer war, an Ellen Epstein. Darin wurde ihr die Entscheidung mitgeteilt, dass sie geltenden Gesetzen gemäß das „Recht zur weiteren
Berufsausübung auf jedem zur Zuständigkeit der Reichsmusikkammer gehörenden Gebiete“ „mit sofortiger Wirkung“ verliere [Kursives war ursprünglich gesperrt]. Ihr
stehe das Recht der schriftlichen Beschwerde beim Präsidenten der Reichskulturkammer [Joseph Goebbels] zu. [88]
Erfolgte eine solche Beschwerde, so wurde diese abgelehnt, wie das folgende Schreiben zeigt. Nachdem nämlich wenigstens noch die Möglichkeit zu unterrichten
eine Zeitlang bestanden zu haben scheint, ließ der Staatskommissar der Haupstadt Berlin, Schulabteilung, Ellen Epstein am 24. Oktober 1936 wissen, dass nach
ihrer Ausgliederung aus der Reichsmusikkammer die ihr seinerzeit erteilte Unterrichtserlaubnis hinfällig geworden sei. Sie werde daher ersucht, ihren
„Unterrichtserlaubnisschein binnen 3 Tagen zurückzugeben“. Zur „Ausübung einer unterrichtlichen Tätigkeit an arische Jugendliche“ sei sie „nicht mehr befugt“. [89]
Für beide staatlichen Maßnahmen dürfte allein die jüdische Herkunft Ellen Epsteins und
der ihr somit fehlende „Ariernachweis“ verantwortlich gewesen sein. Andere Gründe sind nirgends in Erscheinung getreten.
Eine undatierte, aber vermutlich 1935 oder 1936 angelegte „Liste über Nichtarier“, die
aus dem überlieferten Schriftgut der Reichsmusikkammer stammt und im Bundesarchiv Berlin unter der Signatur BArch R 56 II/15 verwahrt wird, nennt auf Blatt 9 unter der
laufenden Nummer 19: „Epstein, Ellen“ sowie die Mitglieds-Nummer 9 378. [89a]
Kapitel 8 Margot Epstein
Von Margot Epstein war im Vorstehenden schon mehrfach die Rede. An dieser Stelle sei noch einiges ergänzt.
Wie ich aus dem Archiv des Berliner Pestalozzi-Fröbel-Hauses erfuhr, machte Margot
Epstein nachweislich eine Ausbildung an dieser Institution. Die eigentliche Schülerinnen-Karteikarte sei anscheinend zwar nicht mehr vorhanden; doch habe sich hier eine Art „Ersatz-Karteikarte“ sowie eine Karteikarte der hauseigenen Stellenvermittlung auffinden lassen (beide wurden mir in fotokopierter Form zugänglich
gemacht). Erstgenannter Karte lässt sich entnehmen, dass Margot Epstein von 1909 bis 1912 am Kindergarten von Kattowitz tätig war, so dass ihre Ausbildung vor dieser Zeit
gelegen haben müsste (um 1908). Hier finden sich auch die Vermerke: „Leit[erin] d[es] Reberschen Chor[es] (öffentl[iche] Konzerte geg[eben?])“ sowie „[in der] K[in]d[er-
]Lesestube ang[estellt (oder angefangen?)] Juni 1926“. Als Adresse ist auf beiden Karten eingetragen: „Innsbruckerstr. 5“ sowie ihre Telefonnummer „Stephan 8633“.
Letztere Karte gibt zudem ihre jüdische Glaubenszugehörigkeit an: „mos[aisch]“. – Schließlich ist der Vereins-Zeitung des Pestalozzi-Fröbel-Hauses in Berlin W. (21.
Jg., No. 85, Berlin, Juli 1908, S. 28) zu entnehmen, dass neben anderen genannten Förderern ein „Frl. Epstein“ einem „Landheimplan“ des Pestalozzi-Fröbel-Hauses eine
Spende von 50 Mark zugute kommen ließ. Vermutlich handelte es sich auch hier um Margot Epstein. [90]
Nicht nur Ellens, sondern auch Margot Epsteins Interessen bezogen sich auf Musik,
und zwar nicht nur auf eine theoretische, beobachtende und beschreibende Betätigung, sondern auch auf eine praktische, ja konzertante Ausübung. Gleichwohl war sie in
diesem Bereich sicher weniger ambitioniert als ihre Schwester, denn das Schreiben und die Literatur der Gegenwart lagen ihr wohl näher.
Laut der „Ersatz-Karteikarte“ des Pestalozzi-Fröbel-Hauses, einem Brief an Heinz Tiessen (1922) sowie Grünfelds Rückblicken hatte Margot Epstein den „Reber'schen
Frauenchor“ geleitet. Anfang Mai 1922 trat sie mit diesem an einem so illustren Ort wie der Berliner Singakademie gemeinsam mit einem damals bekannten Organisten und
Komponisten wie Arthur Egidi (1859–1943) auf, was doch Begabung, Können und ein gewisses Maß an Ansehen voraussetzen sollte. [91] Auch ihre Aufsätze über
musikbezogene Themen, die selbst in Fachorganen wie der Allgemeinen Musikzeitung erschienen, zeigen Professionalität und stellen einen wesentlichen Teil
ihrer Veröffentlichungen dar, soweit sie sich einstweilen überblicken lassen. Dabei ist in den Jahren 1931/32 ein thematischer Schwerpunkt auf elektr(on)isch erzeugter Musik
und den hierfür erfundenen Instrumenten erkennbar, woraus sich eine Teilnahme an den fortgeschrittensten Errungenschaften ihrer Zeit und ein Bedürfnis nach Erweiterung der
künstlerischen Ausdrucksmittel ablesen lassen. Auffällig ist, dass der Name von Arnold Schönberg, der ja häufig als eine Art Synonym für die moderne Musik Europas gilt, in
keinem der mir bekannt gewordenen Dokumente auch nur ein einziges Mal fällt, weder in positivem noch in negativem Sinn. Dies überrascht umso mehr, als Schönberg
zwischen 1925 und 1933 an der Preußischen Akademie der Künste in Berlin eine Meisterklasse unterrichtete und es schwer gewesen sein dürfte, seinem Namen und seinen oftmals radikalen Ideen nicht ständig zu begegnen.
Im Bereich ihrer literarischen Tätigkeit ist ein Brief hervorzuheben, den Margot Epstein
am 1. Mai 1931 an den Schriftsteller Theodor Tagger (1891–1958) richtete, der seit etwa 1926 das Pseudonym „Ferdinand Bruckner“ führte und unter diesem Namen bekannt wurde. [92] Dabei kommt nicht nur dem Briefinhalt, der Einblick in ein größeres Arbeitsvorhaben gibt, sondern auch seiner Beilage, einem signierten und
datierten Scherenschnitt Ellen Epsteins, Bedeutung zu. Margot Epstein benennt zunächst kurz ihr Anliegen: Sie mache „eine Rundfrage über die Stellungnahme
unserer wesentlichsten Schriftsteller zum Rundfunk-Hörspiel – einer sicher sehr entwicklungsfähigen, aber noch nicht sehr entwickelten Kunstform“. In diese Rundfrage
würde sie gerne auch die Meinung des Angeschriebenen einbeziehen. Sie habe schon „mit den Herren [Heinrich] Mann, [Walter von] Molo, [Lion] Feuchtwanger, [Erich]
Kästner gesprochen“ und werde noch [Alfred] Döblin, [Arnold] Zweig und [Carl] Zuckmayer interviewen. Zu vermuten ist, dass sie Arnold und nicht Stefan Zweig
meinte, da ersterer damals in Berlin wohnte, doch ließ sich der Plan eines Gesprächs mit ihm offenbar nicht umsetzen, denn eine Stellungnahme Zweigs fehlt in dem am 24. Mai 1931 publizierten Artikel Rundfunk-Hörspiel. Gespräche mit Berliner Autoren. [93] Margot Epstein schließt eine weitere Bitte an: „Meine Schwester, die Scherenschnitte macht, würde gern währenddessen [während ihres Gesprächs]
ein Silhouetten-Porträt schneiden.“ Der Scherenschnitt, von dem hier die Rede ist, hat sich erhalten. – Derselben Hörspiel-Umfrage Margot Epsteins dürfte sich auch
jener Scherenschnitt des Dichters Erich Kästner (1927–1945 in Berlin) verdanken, der im Deutschen Literaturarchiv, Marbach, überliefert ist und der gleich der Silhouette
Bruckners handschriftlich mit „Mai 1931“ datiert ist. (Ob es sich bei beiden um die Originale oder um fotografische Abzüge der Scherenschnitte handelt, wäre noch zu
prüfen.) Die Scherenschnitte, die Ellen Epstein während der Gespräche hergestellt zu haben scheint, wurden bei der Veröffentlichung des Artikels jedoch nicht abgedruckt,
sondern man verwendete (außer bei Walter von Molo) die Signaturen der Literaten, um die verschiedenen Stellungnahmen voneinander abzusetzen.
Die folgende Liste der Publikationen Margot Epsteins aus den Jahren 1928 bis 1932 dürfte nicht vollständig sein, da Epstein um 1930 sowohl für das Berliner Tageblatt wie auch den Berliner Börsen-Courier schrieb [94] und diese Zeitungen bislang nicht systematisch ausgewertet werden konnten. Auch den „Besprechungen von
Kinderbüchern“, durch die Margot Epstein laut Walter Grünfeld (Rückblicke, S. 66)
bekannt wurde, konnte ich bislang nur unzureichend nachgehen. Somit bilden die hier versammelten Quellen wohl kaum mehr als eine erste, noch grobe Übersicht,
mit welcher Art von Themen sich Margot Epstein befasste. In diese Übersicht wurde gleichwohl alles einbezogen, was sich bibliografisch ermitteln ließ.
Margot Epsteins Veröffentlichungen 1927–1932, Übersicht (vgl. auch Anm. [73a])
1927
Professor Theremin erzählt, in: Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung, 56. Jg.,
Nr. 543, Ausgabe für Berlin; Berlin, Morgenausgabe, Donnerstag, 17. November 1927, S. [2], Sp. [1]–[3], Zitate übersetzt von Richard und Edith Kobler; vgl. S. 347 in dem Buch: Albert Glinsky, Theremin. Ether Music and Espionage, Urbana, Illinois
© 2000 by the Board of Trustees of the University of Illinois (Teilausgabe im Internet)
1928
Blumenkult in Japan, in: Gartenschönheit. Eine Zeitschrift mit Bildern, für
Garten- und Blumenfreund, für Liebhaber und Fachmann, 9. Jg., hg. von Karl Foerster, Camillo Schneider und Oskar Kühl, Berlin-Westend: Verlag der
Gartenschönheit, 1928 (lag nicht vor; vielleicht nicht von Margot Epstein)
März 1928: [Rezension von: Fritz Engel und Hans Böhm, Berliner Theaterwinter. 99 Bilder aus 55 Stücken, Reihe: Die Kunst der Bühne, Bd. 2, Berlin: Eigenbrödler
Verlag, 1927], in: Der Scheinwerfer, 1. Jg., H. 11/12 (Sonderheft „Tanz“), März 1928, S. 35
April 1928 [Rezension von: Theodor Lessing, Blumen, Berlin: Oesterheld & Co., II.
Von Blumen und Gärten], in: Literarische Rundschau, Beiblatt zum Berliner Tageblatt, 57. Jg., Nr. 168, Ausgabe für Berlin, Sonntag, 8. April 1928, S. [57], Sp.
[1] und [3] (Fortsetzung von: siehe Nr. 109 des „Berliner Tageblatt“ [ohne Signaturen])
April 1928: [Rezension von: Lion Feuchtwanger, Pep – J. L. Wetcheeks amerikanisches Liederbuch, Zeichnungen von Caspar Neher, Potsdam: Kiepenheuer,
1928, 62 S.], in: Der Scheinwerfer, 1. Jg., Heft 13, April 1928, S. 24
Mai 1928: [Rezension von: Arthur Kahane, Tagebuch des Dramaturgen, Berlin: Bruno Cassirer, 1928], in: Der Scheinwerfer, 1. Jg., H. 14/15, Mai 1928, S. 33
Juni 1928: [Rezension von: Fritz Böhme, Tanzkunst, Dessau: Dünnhaupt-Verlag, Schriftenreihe: Wege zur Bildung, Bd. 6; 1.–3. Tsd. 1926; 2. Aufl. ebd., 1926], in: Der Scheinwerfer, 1. Jg., H. 17/18, Juni 1928, S. 26
September 1928: Maxim Gorki über Leo Tolstoi. Zum 100. Geburtstag Tolstois am 9. Sept. 1928, in: Der Scheinwerfer, 2. Jg., H. 1, Sept. 1928, S. 17
September 1928: [Rezension von: Wolfgang Graeser, Körpersinn. Gymnastik, Tanz, Sport, München: C. H. Beck, 1927], in: Der Scheinwerfer, 2. Jg., H. 1, Sept. 1928, S. 27
September 1928: [Besprechung von: Hermann Stehr, Auf Leben und Tod. Erzählungen, Berlin: Horen-Verlag, 4.–6. Tsd.], in: Der Scheinwerfer, 2. Jg., H. 1, Sept. 1928, S. 29
Dezember 1928: [Besprechung von Fritz Jöde, Musikschulen für Jugend und Volk, ein Gebot der Stunde, 2., verb. Auflage, Wolfenbüttel und Berlin: Verlag Georg Kallmeyer, 1928], in: Der Scheinwerfer, 2. Jg., H. 7, Dez. 1928, S. 27
1929
Das Musikheim in Frankfurt a[n der] O[der], in: Allgemeine Musikzeitung, 56. Jg., 1929, S. 1060
März 1929: [Rezension von: Heinz Tiessen, Zur Geschichte der jüngsten Musik (1913–1928). Probleme und Entwicklungen (Reihe: Melosbücherei, Bd. 2), Mainz:
Melosverlag / Schott’s Söhne, 1928, 91 S.], in: Der Scheinwerfer, 2. Jg., H. 11/12, März 1929, S. 38
Mai 1929: [Rezension von: Jungoberschlesische Lyrik, 1. Bd. einer Folge
Jungoberschlesischer Bücher, hg. von Bruno Roemisch im Jugendland-Verlag (Beuthen, O/S.)], in: Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung, Ausgabe Berlin, 58. Jg., Nr. 244, Morgen-Ausgabe; hierin Literarische Rundschau (7. Beiblatt); Berlin: Rudolf
Mosse, Sonntag, den 26. Mai 1929, S. [29], rechte Spalte
1930
Februar 1930: [Rezension von: Hans Sochaczewer, Menschen nach dem Kriege,
Berlin, Wien, Leipzig: Paul Zsolnay Verlag, 1929], in: Der Scheinwerfer, 3. Jg., H. 11, Febr. 1930, S. 21
April 1930: [Rezension von: Ernst Feder, Politik und Humanität. Paul Nathan, ein
Lebensbild, Berlin: Deutsche Verlagsgesellschaft für Politik und Geschichte, 1929], in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, hg. von Ismar Elbogen,
2. Jg., April 1930, Nr. 1, S. 85 (online-Ausgabe). [95]
1931
24. Mai 1931: Rundfunk-Hörspiel. Gespräche mit Berliner Autoren, in: Beilage des Berliner Börsen-Courier Nr. 237 [Pfingstausgabe], Berlin, Sonntag, den 24. Mai
1931, S. 9–10 (mit Stellungnahmen von Heinrich Mann, Walter von Molo, Alfred Döblin, Lion Feuchtwanger, Carl Zuckmayer, Ferdinand Bruckner und Erich Kästner)
27. Juni 1931: Musik mit dem Metermass. Ein neues Instrument: halb Klavier,
halb Harmonium, in: Berliner Tageblatt, Berlin, 27. Juni 1931 (freundlicher Hinweis: Peter Donhauser, Wien)
10. Juli 1931: Neue elektrische Musiziermöglichkeiten. Oskar Vierlings Versuche
im Heinrich Hertz-Institut, in: Allgemeine Musikzeitung, 58. Jg., Nr. 28/29, 10. Juli 1931, S. 546–547
Der die Forschungen Oskar Vierlings [Link veraltet, 3.2.2019] sehr begrüßende Aufsatz bezieht sich auf dessen Vorführungen im „Heinrich-Hertz-Institut für Schwingungsforschung“ (1928 in
Berlin gegründet). Die Versuche von Theremin, Mager und Trautwein werden erwähnt.
18. September 1931: Wir schalten um … Der elektrifizierte Flügel, in: Frankfurter
Zeitung, Morgenblatt, Frankfurt, 18. September 1931 (freundlicher Hinweis: Peter Donhauser, Wien)
1932
Elektrische Musik, in: Allgemeine Musikzeitung, 59. Jg., 1932, S. 530
Neue elektrische Musikinstrumente, in: Allgemeine Musikzeitung, 59. Jg., 1932, S. 449
24. August 1932: Elektrische Musik. Neue Wege der Musikaufzeichnung,
in: Berliner Tageblatt, 24. August 1932
Zitiert in: Thomas Y. Levin, „Tones from out of Nowhere“ – Rudolph Pfenninger and the
Archaeology of Synthetic Sound, in: Grey Room, Cambridge, Mass., summer 2003, No. 12, Seite 32–79; hier S. 74 (elektronische Resource; kostenloses download auch als pdf: Google unter Rudolf Pfenninger in his laboratory with hand-drawn sound)
25. November 1932: Gezeichnete Musk. Oskar Fischingers Toenende Ornamente,
in: Allgemeine Musikzeitung, 59. Jg., No. 47, 25. November 1932, S. 591
Der bislang unveröffentlichte und von mir nur teilweise ausgewertete Briefwechsel von
Margot Epstein mit Hannes Küpper (25 Briefe, 4 Karten, insgesamt 25 Blatt aus dem Zeitraum 1927 bis 1931) befindet sich heute im Deutschen Literaturarchiv Marbach
(Mediennummer: HS007142474). Ein Brief vom 1. Mai 1931 an den Dramatiker Ferdinand Bruckner (1891–1958) liegt im Archiv der Akademie der Künste in Berlin; ein Brief vom 29. Januar 1922 an Heinz Tiessen (siehe in Kap. 11 dieses Aufsatzes) und einer vom 24. Juli 1932 an Agnes Headlam-Morley (siehe in Kap. 5) sind anderweitig erwähnt.
Eine Reichskulturkammerkarte zu Margot Epstein befindet sich im Bundesarchiv
Berlin im Bestand des ehemaligen „Berlin Document Center“. Neben ihrer Adresse in der Innsbruckerstraße 5 ist hier auch der Vermerk „Jude“ eingetragen. Aus dem
„Institut zum Studium der Judenfrage“ (Berlin-Charlottenburg 4, Wilmersdorfer Str. 95) hat sich ein Begleitbrief von Karl-Heinz Riecke vom 30. April 1938 erhalten, mit dem
er eine „Aufstellung jüdischer und jüdisch versippter Schriftsteller“ an die Reichsschrifttumskammer in Berlin (Friedrichstraße 194) eingeschrieben übersandte. In
dieser Aufstellung erscheint „Epstein Margot, Berlin-Schöneberg“ (S. 9). [96] Die
Akten aus dem Bestand des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg sind in Kapitel 13 über die Vermögenserklärungen behandelt.
Kapitel 9 Hans Hirschel
Wie Walter Grünfeld so war auch Hans Hirschel (1900–1975) ein Vetter (Cousin) der
Epstein-Schwestern, denn ihre Mütter Monika Anna (Minna) Epstein, geb. Grünfeld, und Luzie Hirschel, geb. Grünfeld, waren Schwestern (siehe oben). Grünfeld überliefert
(Rückblicke, S. 43 u. 66), dass Hans Hirschel Literat und Mitherausgeber der Zeitschrift Das Dreieck war, [97] und auch an Hannes Küppers Scheinwerfer hat Hirschel offenbar mitgearbeitet. Doch obwohl Küpper Hirschel im
Mitarbeiterverzeichnis der Zeitschrift aufführte, ließ sich nur ein einziger Aufsatz von ihm im Scheinwerfer nachweisen, und so mag sich sein Beitrag mehr im Hintergrund, etwa
in Form beratender, vermittelnder Tätigkeit abgespielt haben. [98]
Hirschels Versteck in einer präparierten Bettcouch und damit seine Errettung vor der
Gestapo durch Maria Gräfin von Maltzan (1909–1997), mit der Hirschel zweimal verheiratet war, wurde zunächst bekannt durch das Buch von Leonard Gross Versteckt. Wie Juden in Berlin die Nazi-Zeit überlebten. [99] Auf Kapitel 2 dieses Buchs, das die Ereignisse schildert, geht der Film Versteckt (englisches Original: Forbidden) zurück, den der britische Regisseur Anthony Page 1984 mit Jacqueline
Bisset und Jürgen Prochnow in den Hauptrollen drehte. Die Namen der Beteiligten wurden hierbei geändert. Ausführlich geht von Maltzans Autobiografie Schlage die Trommel und fürchte dich nicht (1986) auf die Geschehnisse ein. [100]
Nach dem Krieg erhob Hans Hirschel Wiedergutmachungsansprüche, doch wurden diese von dem zuständigen Landgericht wegen mangelnder Spezifizierung und aus
formalen Gründen zurückgewiesen. [101]
Kapitel 10 Scherenschnitte (II) und ein letztes Konzert
Kam durch die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten im Januar 1933 eine Wende
in das Leben von Ellen Epstein, die ihr in den darauf folgenden Jahren sowohl die Möglichkeit zu konzertieren als auch zu unterrichten nahm, so gab es für sie zunächst
auch keine Gelegenheit mehr, ihre Scherenschnitte zu veröffentlichen. Erst 1938 treten solche wieder in Erscheinung, doch nun in den unter strikter politischer Aufsicht und
Zensur stehenden Zeitungen, die der Reglementierung der jüdischen Bevölkerung Berlins zugedacht waren und diese nicht zuletzt über das Inkrafttreten neuer und
demütigender, das Leben immer mehr einschränkender Verordnungen in Kenntnis setzen sollten. Konkret beziehen sich diese in den zehn Monaten zwischen September
1938 und Juni 1939 erschienenen Silhouetten einzig noch auf die Veranstaltungen des „Jüdischen Kulturbunds“ (vgl. auch Kulturbund der Deutschen Juden).
Die ersten beiden von vier Veröffentlichungen sind Arbeiten, die sich friesartig
aus 2 × 6 horizontal bzw. 3 × 5 vertikal angeordneten kleineren Scherenschnitten zusammensetzen und im September/Oktober 1938 im Jüdischen Gemeindeblatt
Berlins erschienen. Sie zeigen zunächst die Porträts ständiger Mitarbeiter des Kulturbunds, später Szenen aus einer Revue, in deren Mittelpunkt der Schauspieler
Max Ehrlich stand. Die dritte und vierte Veröffentlichung waren Einzelporträts, die im April und Juni 1939 anlässlich der Abschiedsvorstellung von Max
Ehrlich und eines Vortragsabends von Edith Herrnstadt-Oettingen im Jüdischen Nachrichtenblatt abgedruckt wurden. Die Ursache für den Wechsel der Zeitungen ist
darin zu sehen, dass die letzte Ausgabe der erstgenannten Zeitung am 6. November 1938, also wenige Tage vor der sogenannten Reichskristallnacht oder
Reichspogromnacht (9./10. November 1938), erschien.
Scherenschnitte 1938/39, Übersicht
Alle genannten Arbeiten sind (oder waren) online [Link veraltet 3.2.2019] verfügbar, sei es über die
Auswahl der bibliografischen Daten (Jüdisches Gemeindeblatt) oder durch den direkten Link-Aufruf der Seiten (Jüdisches Nachrichtenblatt). Die Porträtierten sind im Original nur mit ihren Nachnamen genannt, doch sind die Vornamen in der Suche in „Jüdische Zeitschriften in NS-Deutschland“ [Link veraltet 3.2.2019] zu finden. Oftmals sind auch biografische Informationen
und Fotos in den historischen Zeitungen abgedruckt.
(1) 2 × 6 Scherenschnitte, darstellend Mitarbeiter am Jüdischen Kulturbund,
Silhouetten von Ellen Epstein
1 Julius Bab (1880–1955), deutscher Dramatiker und Theaterkritiker)
Foto [Link veraltet 3.2.2019]
2 Alfred Berliner [Balthoff] (1905–1989), Künstlername außerhalb des
Nationalsozialismus: Alfred Balthoff, Schauspieler, zahlreiche Filme;
Foto [Link veraltet 3.2.2019], linke Spalte, 4. Foto von oben
3 Jenny Bernstein, geb. Schaffer (gest. 1943 in Auschwitz),
Schauspielerin, Foto [Link veraltet, 3.2.2019]
4 Elfriede Borodkin [Link veraltet, 3.2.2019], Schauspielerin, Foto ebd.
5 Ernö Garay [Link veraltet, 3.2.2019], Tenor, Foto ebd.,
rechte Spalte (3. Foto von unten ebd.) 6 Wilhelm Guttmann [Link veraltet, 3.2.2019] (1886–Anfang 1941),
Bariton; Foto ebd.
vgl. Paul Frank/Wilhelm Altmann, Tonkünstler-Lexikon, 15. Aufl., Wilhelmshaven 1971, S. 218. Nach Michael H. Kater Die mißbrauchte Muse. Musiker im Dritten
Reich (München: Piper Verlag, 2000, S. 195) starb Guttmann Anfang 1941 während eines Auftritts.
7 Camilla Eisner, geb. Spira, (1906–1997), Schauspielerin, auch Film
Foto [Link veraltet, 3.2.2019] 8 Berthold Sander [Link veraltet, 3.2.2019] (Chorleitung); Artikel (zur Verfasserschaft vgl. S. 1)
der Ausgabe, Foto ebd. 9 Rudolf (Gerhard) Schwarz [Link veraltet, 3.2.2019]
(1905–1994), musikalische Leitung,
auch Pianist; Foto und mp3-Musik als Tondokument (download) ebd.
10 Kurt Singer (1885–1944, gest. im KZ Theresienstadt)
Musikwissenschaftler, Neurologe, Gründer und Vorsitzender
des Kulturbunds; Foto [Link veraltet, 3.2.2019]; Nachruf von Herbert Friedenthal [Link veraltet, 3.2.2019], in: Aufbau, 10. Jg., Nr. 35
New York, 1. Sept. 1944, S. 14, Sp. [1] 11 Siegfried Urias [Link veraltet, 3.2.2019] (geb. um 1900 in Dortmund), Schauspieler und Sänger; Foto ebd.
12 Fritz Wisten (1890–1962), Oberspielleiter des Schauspiels, Regisseur
Foto [Link veraltet, 3.2.2019].
in: Jüdisches Gemeindeblatt. Organ des Vorstandes der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, hg. vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Chefredakteur: Leo
Kreindler, 28. Jg., Nr. 36, Berlin, 4. September 1938, S. 4 und 5 (online-Ausgabe [Link veraltet, 3.2.2019])
(2) 3 × 5 Scherenschnitte von Ellen Epstein, Illustrationen (Szenenbilder) zu dem Artikel: Premiere in der Kleinkunstbühne, in: Jüdisches Gemeindeblatt. Organ des
Vorstandes der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, 28. Jg., Nr. 43, Berlin, 23. Oktober 1938, S. 5, Sp. 1–3 (online-Ausgabe [Link veraltet, 3.2.2019])
(3) Max Israel Ehrlich [102], Scherenschnitt-Porträt von Ellen Sara Epstein [Illustration zum Textbeitrag: Michal Israel Michalowitz, Max Israel Ehrlich], in: Jüdisches Nachrichtenblatt, Nr. 29/30. Berlin, 14. April 1939, S. 9–10,
Scherenschnitt auf S. 10 (online-Ausgabe [Link veraltet, 3.2.2019])
(4) Edith Sara Herrnstadt-Oettingen [103], Scherenschnitt-Porträt von Ellen Sara
Epstein. [Illustration zum Textbeitrag: Hugo Israel Lachmanski, Herrnstadt-Oettingen liest], in: Jüdisches Nachrichtenblatt, Nr. 48, 16. Juni 1939, S. 10 (online-Ausgabe [Link veraltet, 3.2.2019]).
Die Namenszusätze „Sara“ bzw. „Israel” in den letzten beiden Arbeiten erklären sich
dadurch, dass in Deutschland Anfang des Jahres 1939 eine Verordnung in Kraft trat, die diese Zusätze für Juden gesetzlich vorschrieb und ihre Nichtbefolgung mit Geld-
oder Gefängnisstrafen ahndete. Durch den Zwangsnamen „Israel“ bei männlichen und „Sara“ bei weiblichen Juden sollte im Rechts- und Geschäftsverkehr die Abstammung
sofort kenntlich gemacht werden, vergleichbar dem später an der Kleidung sichtbar zu tragenden Judenstern (Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden, vom 1. Sept. 1941) [104]. In der Zweiten Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über die Änderung von Familiennamen und Vornamen vom 17. August 1938 hieß
es hierzu in § 2, Abs. 1: „Soweit Juden andere Vornamen führen, als sie nach § 1 Juden beigelegt werden dürfen, müssen sie vom 1. Januar 1939 ab zusätzlich einen
weiteren Vornamen annehmen, und zwar männliche Personen den Vornamen Israel, weibliche Personen den Vornamen Sara.“ [105]
*
Gleich Epsteins Scherenschnitten konnte sie auch ihre pianistische Arbeit nur noch in
einer Art von kulturellem Ghetto vor jüdischem Publikum in Berlin zu Gehör bringen. Das letzte belegbare Konzert, in dem sie mitwirkte, lässt sich vorerst allein durch eine
Besprechung erfassen. (Vor ihm und dem Londoner Konzert am 7. November 1933 klafft eine Lücke von viereinhalb Jahren.) Sie erschien am 12. Juni 1938 im Jüdischen Gemeindeblatt für Berlin und war von dem Kapellmeister und Musikwissenschaftler Dr. Ludwig Misch (1887–1967) verfasst, der regelmäßig Konzerte in der genannten Zeitung besprach. [106] Das Konzert fand im Zentrum Berlins, im Klubheim des Jüdischen Frauenbunds in der Marburger Straße 5 statt (Stadtplan). Mischs nicht nur für die Musiker, sondern ebenso für ihn selbst recht zwiespältige Kritik des Konzerts,
von dessen aufgeführten Werken vorerst nur die Namen der Komponisten bekannt sind, sei vollständig zitiert:
„Die übermäßige Länge und qualitative Uneinheitlichkeit des Programm[s] beeinträchtigte den Gesamteindruck des Konzerts, das im Klubheim Marburger
Straße von Ellen Epstein, Alice Hanne-Cassirer und Manfred Lechner (mit Dr. Werner Liebenthal als Begleiter) ausgeführt wurde. Im einzelnen erfreute man
sich an Liedern von Spohr (mit obligater Klarinette), in denen die Sopranistin den Reiz ihrer Stimme und ihres Vortrags besonders zur Geltung bringen konnte,
an dem tüchtigen Können des Klarinettisten und an modernen Klavierstücken (Jemnitz, Karl Wiener, Prokofieff), die Ellen Epstein ausgezeichnet gelangen
(während dies ihrem Chopinspiel nicht nachgerühmt werden kann).“ [107]
Fortsetzung, Teil 3 Zurück zu Teil 1
Anmerkungen zu Teil 2
[70] Hannes Küpper (Kuepper) veröffentlichte, zusammen mit Maxim Vallentin, Die Sache ist die (Potsdam: G. Kiepenheuer, [1924]), die Gedichte 327 Kilometer (1927
) sowie Technische Zeit. Dichtungen (Essen: Maximilian-Gesellschaft, Verlag Kauermann, 1929; Essener Bibliophilen-Abend, 4. Jahresgabe), letzteren als Hg. – Zu Hannes Küpper vgl. Gertrude Cepl-Kaufmann, Hannes Küpper (1897–1955).
Literarischer Technik- und Sportkult in der Weimarer Republik, in: Neues Rheinland. Das Magazin für die Region, 39. Jg., Pulheim: Rhein-Eifel-Mosel-Verlag,
1996, H. 6, S. 43 (hier auch ein Foto von Küpper zusammen u. a. mit Bert Brecht, Lotte Lenya, Kurt Weill in Baden-Baden 1927 anlässlich der Uraufführung des „Mahagonny-Songspiels“) sowie Hans-Ulrich Wagner, Hannes Küpper (1897 [bis]
1955), in: Rundfunk und Geschichte. Mitteilungen des Studienkreises Rundfunk und Geschichte. Informationen aus dem Deutschen Rundfunkarchiv, 23. Jg., Nr.
4, Halle: Teichmann, 1997, Seite 245–248. Letztgenannter Aufsatz bietet einen guten Überblick über Küppers Leben und seine verschiedenartigen Interessen; hier auch
weiterführende Literatur. Vgl. zu Küpper auch Maria von Maltzan, Schlage die Trommel (wie Anm. 100), S. 227 ff. im Kapitel „Freundschaft mit dem Theater“. –
Ein Gedicht von Küpper über das Radfahren wurde 1985 abgedruckt in dem Band: Karl Riha und Waltraud Wende-Hohenberger (Hg.), Das Radfahrbuch. Gedichte,
Erzählungen, Bilder, Darmstadt: Luchterhand, 1985 (Reihe: Sammlung Luchterhand, Bd. 493). – Vgl. auch: Mario Leis, Der Sport in der Literatur. Aspekte
ausgewählter Sportmotive im 20. Jahrhundert, Diss., Siegen, Dezember 1998; hier Seite 18–19 über ein von Brecht als Juror bei einem Preisausschreiben (1926)
ausgewähltes Gedicht von Hannes Küppers über den Radrennfahrer Reggie Mac Namara. Bertolt Brechts Entscheidung wurde im Februar 1927 veröffentlicht. Online-Ausgabe: hier [pdf-Datei] (S. 20 f.).
Im „Deutschen Rundfunkarchiv“(Frankfurt am Main und Babelsberg) gibt es in der Reihe Schriftsteller im Rundfunk (1924–1932) siebzehn Tondokumente zu Küpper,
die unter http://www.dra.de/rundfunkgeschichte/schriftsteller/autoren.php?buchs
t=K&aname=Hannes %20 K%FCpper [Link veraltet, 3.2.2019] näher beschrieben sind. Es handelt sich meist um Beiträge zum Sport, doch auch die Zeitschrift Der Scheinwerfer kommt hier zur Sprache. Die Tondokumente, die aus den Jahren 1928
bis 1932 stammen, lagen mir nicht vor.
[71] Die Zeitschrift wurde inhaltlich erschlossen durch das Register der Zeitschrift
„Der Scheinwerfer“, Arbeitsgruppe Literatur in der Medienkonkurrenz, Universität Essen, Gesamthochschule, 1977, 138 Seiten. – Das überlieferte Redaktionsarchiv der Zeitschrift befindet sich heute im Deutschen Literaturarchiv in Marbach, als Teil dessen auch die Korrespondenz zwischen Küpper und den Epstein-Schwestern zu betrachten
ist. – Eine thematisch geordnete Auswahl von Beiträgen erschien 1986: Erhard Schütz und Jochen Vogt (Hg.), Der Scheinwerfer. Ein Forum der NEUEN SACHLICHKEIT. 1927–1933 (Ruhrland-Dokumente, Schriftenreihe des
Ruhrlandmuseums Essen, Bd. 2), 1. Aufl., Essen: Klartext Verlag, © 1986, 412 S., ISBN 3-8847-320-1; mit Inhaltsregister der erschienenen Scheinwerfer-Hefte auf
S. 385–405, Autorenregister des Scheinwerfer auf Seite 406–410. Besonders hinzuweisen ist hier auf das Nachwort von Ludger Claßen und Erhard Schütz
(S. 361–375), bei dem es sich um ein Porträt der Zeitschrift und seines Herausgebers handelt. – Über die erwähnten beiden Register lassen sich die zehn Beiträge von
Margot Epstein leicht nachweisen, doch wurde keiner von ihnen in die Textauswahl des Bandes von 1986 einbezogen (sie sind im Abschnitt mit Margot Epsteins
Veröffentlichungen in den Jahrgängen 1928 bis 1930 aber vollzählig erfasst). – Leider wurde in den genannten Registern die Bebilderung der Zeitschrift ausgeklammert, und
auch in dem Nachdruck ausgewählter Texte von 1986 ist kein einziges Bild zu finden, obwohl die Illustrationen die Attraktivität der Hefte offenbar deutlich gesteigert hatten
und beispielsweise Thomas Mann hierüber eine sehr anerkennende Bemerkung hatte fallen lassen: „Der ,Scheinwerfer‘ ist eine ungewöhnlich anregende und geistig lebendige
Zeitschrift, die dazu noch durch glücklich gewählte Bildbeilagen reizt und in kurzen, präzisen Aufsätzen einen Abriß unseres Kulturlebens gibt.“ Vgl. Thomas Mann, in: ÄUSSERUNGEN ÜBER DEN SCHEINWERFER, in: Der Scheinwerfer, 1. Jg.,
Heft 10, Essen, Februar 1928, S. 22. Ein ungekürzter Faksimile-Nachdruck der für so viele Gebiete wichtigen wie seltenen Zeitschrift wäre wünschenswert.
[72] Dazu Ellen Epsteins Brief an Küpper vom 8. Oktober 1927 und Küppers Antwort vom 13. Oktober 1927 (vgl. den Briefwechsel). Im selben Brief fordert
Küpper Ellen Epstein auch auf, es ihn wissen zu lassen, wenn sie einmal ein interessantes Buch über Musik besprechen möchte. Er werde es dann bestellen und ihr
sofort zukommen lassen. – Dass das mit Schrenk geplante Buch mit „Musikerköpfen“ nicht verwirklicht wurde, ist dem Briefwechsel nicht zu entnehmen, sondern lässt sich
indirekt durch die erfolglose systematische Suche im Internet, vor allem im OPAC internationaler Bibliotheken auf dem Weg über Meta-Kataloge ersehen.
[72a] Zwar findet sich ein Eintrag im Berliner Adreßbuch 1925 zu einem Schriftsteller
Johannes Küpper, der sofort aber wieder verschwindet; doch könnte es sich hier um Hannes Küpper aus Essen handeln. Vgl. Berliner Adreßbuch 1925, Teil I, S. 1757,
Sp. [4]: „[Küpper,] Johannes, Schriftst[eller], Wilmersd[or]f, Halberstädter Str[aße] 3, G[arten]h[aus] III., T[elefon]“.
[73] Hierzu die Briefe von Küpper an Ellen Epstein vom 4. Januar 1928 und Margot Epsteins Brief an Küpper vom 6. Januar 1928 (vgl. den Briefwechsel).
[73a] Das Buch lag mir bisher nicht vor, doch zeigt das online verfügbare Inhaltsverzeichnis unter anderem den Aufsatz In memoriam Wolfgang Graeser von
Margot Epstein an (S. 74 ff.). Die Übersicht „Quellen zu Walter Schrenk“ (http://consassis.de/) weist zudem noch auf eine Vielzahl von grafischen Arbeiten Ellen
Epsteis hin.
[74] Vgl. Hugh Davies, [Artikel] Avraamov, Arsenyi Mikhaylovich, in: The New
Grove Dictionary of Musical Instruments, Bd. 1 (A–F), London und New York, 1984, S. 91. Vgl. auch den Artikel in der englischen Wikipedia.
[75] Vgl. Dieter Lehmann, [Artikel] Braudo, Jewgeni Maximowitsch, in: MGG 15
(1973), Sp. 1054, wo es unter anderem heißt: „In den 1920er Jahren zählte er [das ist: Braudo] zu den bekanntesten sowjetischen Musikkritikern und konnte sich auch im Ausland einen Namen machen.“
[76] Ob es sich bei der in Köln tätigen Pianistin Lonny Epstein um eine Verwandte
der Epstein-Schwestern handelte, ließ sich nicht feststellen. Lonny [Leonore Minna] Epstein, die auch in den Lexika von Stengel und Gerigk (wie Anm. 2, Sp. 63) oder
von Trienes und Girschner (9. Aufl., 1937, wie Anm. 3, S. 360) erscheint, emigrierte 1927 in die USA (New York).
Anzumerken ist eine offenbar irrige Zuschreibung in einer Briefausgabe von Paul Hindemith, vgl. Paul Hindemith, »Das private Logbuch«. Briefe an seine Frau Gertrud, hg. von Friedericke Becker und Giselher Schubert, Mainz: Schott und
München: Piper, Juni 1995, Reihe: Serie Musik Piper · Schott, Bd. 8355, S. 85 (Fußnote 234) sowie Index-Verweis auf Seite 518. Hier liegt wohl eine Verwechslung
vor, da die mitgeteilten Informationen nicht auf Ellen Epstein, sondern auf Lonny Epstein zutreffen: Vgl. Peter Heyworth, Otto Klemperer, his life and times, Bd. 1: 1885–1933, Cambridge 1983, S. 15, wo es heißt: „It was also at the Hoch
Conservatory [Frankfurt am Main] that he [Otto Klemperer] met a fellow student, the pianist Lonny Epstein, who was to remain a close friend until her death in 1965.“;
die Lebensdaten von Lonny Epstein stehen im selben Buch auf S. 454, linke Spalte. Da die Pianistin Lonny Epstein aber, wie schon erwähnt, seit 1927 in den USA lebte,
käme aus meiner Sicht auch Maria Elisabeth Epstein [genannt „Else Epstein“]
(1881–1948) in Betracht, welche die Ehefrau und Mitarbeiterin von Dr. Wilhelm Epstein im Volksbildungswerk in Frankfurt am Main war. Auf jeden Fall kann
Hindemith in seinem Brief, den er am 4. November 1931 in Breslau verfasste, kaum „Ellen Epstein“ gemeint haben, von der im vorliegenden Aufsatz vor allem die Rede ist.
[77] Vgl. zu Erdmann auch Anm. 19 sowie Anm. 113.
[78] Heinz Jolles hatte zur selben Zeit wie Ellen Epstein eine Klavierklasse
am Konservatorium Klindworth-Scharwenka (vgl. Anm. 27). Beide waren Schüler von Artur Schnabel.
[79] Vermutlich ist gemeint Grgorii Lubimov (1881–1934), der mit Nikolai Roslavets
und Arsenii Avraamov (zu Beginn der Liste der Scherenschnitte) zusammenarbeitete, um ein neues Stimmungssystem zu entwickeln; vgl. das Buch von Amy Nelson, Music
for the Revolution. Musicians and Power in Early Soviet Russia, © 2004, The Pennsylvania State University Press, hier S. 27.
[80] Vittorio Podrecca (1883–1959), italienischer Marionettenbauer und Puppenspieler, ging seit 1921 auf internationale Tourneen. Vgl. den Artikel in der italienischen Wikipedia
[81] Dass eine Silhouette Schrenks entstand und auch an Küpper übersandt wurde,
geht aus der Korrespondenz von Ellen und Margot Epstein hervor. Am 24. Oktober 1927 schreibt Ellen Epstein an Küpper, dass sie Schrenks Silhouette „in den nächsten
Tagen“ schneide, und am 11. Januar 1928 schreibt Margot Epstein (in Vertretung ihrer Schwester), dass sie die fertige Silhouette bei Schrenks Sekretärin in der Redaktion der Deutschen Allgemeinen Zeitung hinterlassen habe, damit Schrenk sie noch
signiere. Danach werde die Sekretärin den Scherenschnitt an Küpper schicken. Weiteres geht aus der Korrespondenz in dieser Angelegenheit nicht hervor. Da man aber nun keinen Beitrag Schrenks im Scheinwerfer findet, scheint derselbe, trotz
längerer Verhandlungen auf dem Wege über die Geschwister Epstein, nicht geschrieben oder nicht abgedruckt worden zu sein, und so war letztlich wohl auch
der Scherenschnitt, den Ellen Epstein auf Wunsch Küppers eigens angefertigt hatte, überflüssig geworden. Was mit ihm geschah, entzieht sich meiner Kenntnis.
[82] Hermann Springer (1872–1945), vgl. Kürschners Deutscher Musiker-Kalender 1954 (wie Anm. 17), Sp. 1691; [Artikel] Springer, Hermann, in: Riemann Musiklexikon, Personenteil L–Z, Mainz 1961, S. 712 sowie Karl-Heinz Köhler,
[Artikel] Springer, Hermann, in: MGG 12, 1965, Sp. 1094 f. – Ellen Epstein vermerkt hinter Springers Namen in dem Brief an Küpper die Adresse „Innsbruckerstr.
21“ (Ellen und Margot Epstein wohnten nur einige Häuser weiter in derselben Straße, siehe oben in Kap. 3). – In ihren Briefen an Else Headlam-Morley erwähnt Ellen
Epstein Springer mehrfach, da dieser zum Vorstand der deutschen Sektion der IGNM gehörte und in dieser Funktion Kontakte zur britischen Sektion der Gesellschaft oder
zur BBC (Edward Clark) vermitteln konnte; zugleich war Springer der Erste Vorsitzende des Verbandes deutscher Musikkritiker. Vgl. den Artikel Springer, Hermann im Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft. Das Handbuch der
Persönlichkeiten in Wort und Bild, 2 Bde. (durchpaginiert); hier Bd. 2: L–Z, Berlin: Deutscher Wirtschaftsverlag, 1931, S. 1814 (mit Porträt-Foto und der oben genannten
Adresse Springers).
[83] Adolf Weissmann (1873–1929, gestorben auf einer Palästina-Reise), vgl. Rudolf
Réti, Adolf Weißmann gestorben, in: Menorah. Jüdisches Familienblatt für Wissenschaft, Kunst u. Literatur, hg. von Norbert Hoffmann, 7. Jg., Heft 5/6, Wien und Berlin, Mai/Juni 1929, S. 320 f. (online-Ausgabe). Zu Weissmann vgl. auch W[alter] Trienes, 9. Aufl., 1937 (siehe Anm. 3), S. 392. Weissmann stammte, gleich den
Epsteins, aus Oberschlesien, und zwar aus Rosenberg (heute Olesno).
[84] Vgl. Max Bartsch, Führer durch die Ausstellung „Musik im Leben der
Völker“ in Frankfurt a. M., 11. Juni bis 28. August 1927, Frankfurt am Main: Union-Druckerei und Verlagsanstalt G.m.b.H., 1927, S. 13.
[85] Kathi Meyer, Katalog der Internationalen Ausstellung Musik im Leben der Völker, Frankfurt am Main, 11. Juni – 28. August 1927, Frankfurt am Main:
Hauserpresse Werner u. Winter G.m.b.H., 1927, VIII + 340 + 48 Seiten (Kunstdrucktafeln mit 58 Abbildungen) + 2 S., mit eingeklebter Falttafel: Übersichtsskizze der Standeinteilung. Hier S. 59–60: Verbindungsgang, linke und
rechte Seite. Der Katalogtext auf S. 59 lautet: „Hier sind die Meister der modernen Musik in Bildern und Autographen vertreten.“
[86] Butting schätzte die Arbeit für Ruttmann offenbar nicht sehr hoch ein,
wie aus seiner Autobiografie ersichtlich ist: „Mein Freund Ruttmann hatte seinen ersten ,abstrakten‘ Film gezeichnet und mich gebeten, dazu eine Musik zu schreiben.
Musikalisch war die Aufgabe nicht wichtig für mich.“ Vgl. Max Butting, Musikgeschichte, die ich miterlebte, Berlin: Henschelverlag, 1955, S. 135.
(Das Buch erwähnt Ellen Epstein ebensowenig wie Lotte Reiniger.) Auch Butting wohnte in Schöneberg nahe dem Bayerischen Platz (Merseburger Straße 5), vgl. Grube, Adressen Berliner Tonkünstler (wie Anm. 30), S. 225.
[87] Freundliche Mitteilung von Dr. Evamarie Blattner, Stadtmuseum Tübingen, vom 31. Mai 2007. Vgl. die Internetseite Lotte Reiniger Museum [Link veraltet, 3.2.2019].
– Von Lotte Reinigers Filmkunst kann man sich leicht unmittelbar im Internet überzeugen (Details).
[88] „BArch [Bundesarchiv Berlin], ehem[aliges] BDC [Berlin Document Center],
RKK [Reichskulturkammer], Epstein, Ellen“, Schreibmaschine mit handschr. Anmerkung, unsigniert, Adresse von Ellen Epstein (Berlin-Schöneberg,
Innsbruckerstraße 5) sowie Datum nachträglich in maschinenschriftliches Formular eingefügt. – Zu Beginn des Schreibens wird unter Berufung auf § 10 der I. [Ersten] Durchführungsverordnung zum Reichskulturkammergesetz vom 1. November
1933 (RGBl. 1933, Teil I, S. 798, § 10; online-Ausgabe) ein Aufnahmeantrag in die
Reichskulturkammer abgelehnt, da Epstein nicht „die erforderliche Eignung im Sinne der nationalsozialistischen Staatsführung“ besitze. Der erwähnte Paragraph besagt: „Die
Aufnahme in eine Einzelkammer kann abgelehnt oder ein Mitglied ausgeschlossen werden, wenn Tatsachen vorliegen, aus denen sich ergibt, daß die in Frage kommende
Person die für die Ausübung ihrer Tätigkeit erforderliche Zuverlässigkeit und Eignung nicht besitzt.“ Im folgenden Paragraphen (§ 11) heißt es: „Präsident der
Reichskulturkammer ist der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda.“ – Da das maschinenschriftliche Datum (17.8.35) nicht ganz zweifelsfrei in der mir zugänglich
gemachten Fotokopie zu lesen war, bat ich um Überprüfung im Bundesarchiv, von wo aus mir diese Lesart am 11. Juni 2007 mit einem Rest an Vorbehalt bestätigt wurde.
(Freundliche Mitteilung von Kristin Hartisch, Bundesarchiv Berlin, Referat R 1.)
[89] Herkunft und Signatur wie in der vorigen Anmerkung angegeben. Nicht unterzeichnete Schreibmaschinen-Abschrift, Aktenzeichen II Priv. 1819. Empfänger-Adresse wie in Anm. 88. Vermerk: „Abschrift zur Kenntnisnahme auf das Schreiben
vom 23. 3.[19]36 Dth/Dh. | Im Auftrage: gez[eichnet] Spicale | Beglaubigt: | gez[eichnet] Koch. | Kanzleiangestellte.“
[89a] Eine Fotokopie aus dieser Liste erhielt ich am 17. Oktober 2007 von dem
Bundesarchiv Berlin (Kristin Hartisch).
[90] Vorstehende Information erhielt ich im Juli 2007 von dem Pestalozzi-Fröbel-Haus
(Archiv) in Berlin. Für die Recherchen bin ich Sabine Sander vielmals zu Dank verpflichtet.
[91] W. Grünfeld, Rückblicke (wie Anm. 5), S. 30. Um was für einen Chor es sich hier eigentlich handelte, ließ sich bislang nicht in Erfahrung bringen. In Berlin gab
es jedoch 1926 neben 80 gemischten Chören und 60 Männerchören allein 16 Frauenchöre, vgl. Kurt Gudewil, [Artikel] Frauenchor, in: MGG 4 (1955),
Sp. 842–849, Sp. 847. Margot Epstein erwähnte den Chor bereits, als sie auf der Rückseite des Briefes ihrer Schwester an Heinz Tiessen (29. Januar 1922) einen
eigenen Brief an den Komponisten beifügte und ihm folgendes Anliegen vortrug: „[…] würden Sie wohl die Freundlichkeit haben[,] mir zu sagen, ob sich unter Ihren Werken
etwas für Orgel findet? Ich veranstalte am 3. Mai [1922] in der Singakademie mit meinem Frauenchor einen Abend, an dem Herr Professor Egidi [darunter ergänzt: „+
Reberscher Chor“] an der Orgel mitwirkt[,] und wir sind uns über eine Orgelnummer (Mitte des Programms) noch nicht schlüssig. – Ich würde mir für spätere Gelegenheit
auch gern etwas von Ihnen für Frauenchor ansehen, falls Sie etwas haben, und wäre Ihnen für Auskunft in beiden Fragen sehr dankbar.“ (Archiv der Akademie der Künste,
Berlin, Signatur. Tiessen 674). Bei dem genannten Organisten müsste es sich um Arthur Egidi (1859–1943) gehandelt haben, der u. a. von 1913 bis 1921 in Berlin Organist an
der Schöneberger Paul-Gerhardt-Kirche war. Vgl. Alfred Einstein (Bearb.), Hugo Riemanns Musik-Lexikon, 10. Aufl., Berlin: Max Hesses Verlag, 1922, S. 322, linke
Sp. Ferner: Alfred Einstein (Übers. u. Hg.), Das neue Musiklexikon (wie Anm. 24), Seite 164, rechte Spalte. Nach Grube (wie Anm. 30), S. 155 wohnte Egidi in Schöneberg in der Hauptstr. 96, was nahe am Innsbrucker Platz am Ende der
Innsbruckerstraße ist, an deren Anfang die Epsteins wohnten. Vgl. ferner Reichshandbuch (wie Anm. 82), Bd. I., Berlin 1930, S. 373 f. (mit Foto) – Einen
weiteren Hinweis auf den Reberschen Frauenchor ergab das folgende antiquarische Konzertprogramm, das ich aber nur aus seiner Beschreibung im Internet kenne (28.
Nov. 2008): Programmheft. Die neue Musik-Gesellschaft e.V. Künstl. Leitung: Hermann Scherchen. Winter 1919/1920. 2. Symphonie-Konzert. 23.11.1919 Grosser
Saal der Philharmonie (Berlin) Gustav Mahler: 3. Symphonie. Ida Harth zur Nieden (Alt), Knaben des Kirchenchors von St. Mathäus [sic], verstärkter Reberscher
Frauenchor, verstärktes Philharmonisches Orchester. Dirigent: Hermann Scherchen. – Vgl. zu dem Mahler-Konzert Bruno Schrader, Aus Berlin („Musikbrief“, datiert: 24. November [1919]), in: Neue Zeitschrift für Musik. Unabhängige Wochenschrift für
Musiker und Musikfreunde, 86. Jg., Nr. 48/49, Leipzig: Gebr. Reinecke, 4. Dezember 1919, Seite 303–304; hier S. 303 (l. Sp.). – Schließlich ist eine Quelle
einzubeziehen, die in Windisch (II) nach dem letzten Gedankenstrich am Ende von Anm. 67 genannt ist.
[92] Siehe das Ferdinand-Bruckner-Archiv 103, Akademie der Künste, Berlin,
Literaturarchiv. (Für Kopien der beiden Dokumente habe ich Gudrun Horn zu danken.)
[93] Vgl. die Liste Margot Epsteins Veröffentlichungen 1928–1932 unter dem 24. Mai 1931. Margot Epstein sandte diesen umfangreichen Artikel auch an Hannes
Küpper, wie aus ihrem Brief an ihn vom 3. Juni 1931 hervorgeht. Quelle: DLA.
[94] Die Zugehörigkeit Margot Epsteins zu den Mitarbeitern des Berliner Tageblatts ist u. a. der Wikipedia zu entnehmen.
[95] Diese Besprechung bildet eine Brücke zum Berliner Tageblatt, für das auch
Margot Epstein schrieb. Denn Ernst Feder, der die Biografie des 1927 verstorbenen Politikers Paul Nathan verfasste, war ein enger Mitarbeiter von Theodor Wolff, der von 1906 bis 1933 Chefredakteur des Berliner Tageblatts (nach 1918 auch als „Judenblatt“ geschmäht) war. Feder emigrierte nach Brasilien, wo er Freund und
Schachpartner von Stefan Zweig wurde. Theodor Wolff (geb. 1868) starb 1943 nach
seinem Aufenthalt im KZ Sachsenhausen in Berlin im Jüdischen Krankenhaus. Joseph Goebbels schickte, laut seinem Biografen Helmut Heibert, dem Berliner Tageblatt in
der ersten Hälfte der zwanziger Jahre „an die fünfzig Artikel“ zur Veröffentlichung, doch erhielt er sie sämtlich wieder zurück, ohne dass einer von ihnen abgedruckt wurde. Vgl. Helmut Heibert, Joseph Goebbels, München: Deutscher Taschenbuch Verlag, Januar
1965, S. 37 f. – Margot Epstein erkundigte sich auch in ihrem Brief an Agnes Headlam vom 15. Juli 1932 (siehe oben) nach einer Möglichkeit, in England eine Rezension des
folgenden Buches zu veröffentlichen: Ernst Feder (Hg. und Einleitung), Bismarcks grosses Spiel. Die geheimen Tagebücher Ludwig Bambergers, Frankfurt am Main: Frankfurter Societätsdruckerei, 1932.
[96] Fotokopien der hier genannten Dokumente aus dem Bundesarchiv Berlin wurden
mir am 5. Juni 2007 zugänglich gemacht. (Freundliche Auskünfte von Eleonore Lahn.)
[97] Vermutlich gemeint: Das Dreieck. Monatszeitschrift für Wissenschaft, Kunst und Kritik, Berlin: Dreieck-Verlag Gerhard Fuchs, 1924–1925. Der Titel Das neue
Dreieck. Zeitschrift der jungen Generation (Berlin: Junge Generation) ließ sich für 1926 nachweisen.
[98] Vgl. das Verzeichnis Mitarbeiter des „Scheinwerfer“, in: Der Scheinwerfer,
Heft 7, Essen, Januar 1928, S. 22; desgleichen Heft 10, Februar 1928, S. 22. Hirschel verfasste für den Scheinwerfer den Beitrag Kleists Ausgang als epochales Phänomen (1. Jg., Heft 2, Essen, Oktober 1927, S. 12 ff.). Im Deutschen Literaturarchiv Marbach befinden sich jedoch 10 Briefe und 3 Karten von Hirschel an Hans Küpper aus den Jahren 1927/28 (Details [Link veraltet, 3.2.2019]). (Diese
Briefe konnten von mir bislang nicht eingesehen werden.)
[99] Leonard Gross, Versteckt. Wie Juden in Berlin die Nazi-Zeit überlebten,
zuerst auf Englisch als The last Jews in Berlin, New York: Simon & Schuster, 1982; deutsche Übersetzung von Cornelia Holfelder-von der Tann, Reinbek: Rowohlt, 1983;
hier Kapitel 2, S. 36–(43).
[100] Maria Gräfin von Maltzan, Schlage die Trommel und fürchte dich nicht,
Frankfurt am Main u. Berlin: Ullstein, 1990 (111.–115. Tsd.); hier im Bildteil S. [8] zwei Fotos von Hans Hirschel; zu Hirschel passim, zu seiner Rettung S. 154–155. Vgl.
auch die englische bebilderte Internetseite remember Maria von Maltzan. Ferner den Wikipedia-Artikel Maria Gräfin von Maltzan mit Filmografie und weiteren Weblinks.
[101] Die Wiedergutmachungs-Akten zu Ellen und Margot Epstein befinden sich im
Landesarchiv Berlin. Die Entschädigungsakte zu Hans Hirschels Mutter Lucie Hirschel hat dort die Nummer 18032. (Freundliche Hinweise von Dr. Klaus Dettmer, Landesarchiv Berlin.) Vgl. auch Deutsche Wiedergutmachungspolitik.
[102] Max (Israel) Ehrlich: * 25. November 1892 in Dresden, † 30. Oktober 1944
im KZ Auschwitz, deutscher Kabarettist, Schauspieler und Filmregisseur.
[103] Edith (Sara) Herrnstadt-Oettingen (Lebensdaten unbekannt) hielt mehrfach
Vorträge im „Jüdischen Kulturbund“. Walter Grünfelds Rückblicken zufolge (siehe Anm. 5, S. 244) war sie eine Cousine seiner Mutter, sodass Herrnstadt-Oettingen
auch eine entferntere Verwandte der Epsteins war.
[104] Vgl. RGBl. 1941, Nr. 100, S. 547, § 1 (online-Ausgabe).
[105] Vgl. RGBl. 1938, Teil I, § 2 (1), S. 1044 (online-Ausgabe).
[106] Zu Ludwig Misch vgl. Kürschners Deutscher Musiker-Kalender 1954 (wie Anm. 17), Sp. 840; Paul Mies, [Artikel] Misch, Ludwig, in: MGG 9 (1961), Sp.
368 sowie MGG 16 (1976), Sp. 1282; [Artikel] Misch, Ludwig, in: Riemann Musiklexikon, 12. Aufl., Personenteil, L–Z, Mainz 1961, S. 225; dazu dass.,
Ergänzungsband, Mainz 1975, S. 201. – Misch schrieb seit 1933 regelmäßig Musikkritiken für die jüdischen Zeitungen Berlins. Vgl. auch von Michael H. Kater, Die mißbrauchte Muse. Musiker im Dritten Reich, München: Piper, 2000, S. 195.
[107] Ludwig Misch [unter der Überschrift Berichte und Referate] Chronik der Konzerte, in: Jüdisches Gemeindeblatt für Berlin, 28. Jg., Nr. 24, Berlin, 12. Juni
1938, S. 7, Sp. [1]–[3]; hier Sp. [1] (online-Ausgabe [Link veraltet, 3.2.2019]).
Kursives im Original gesperrt. Möglicherweise war dieses Konzert der Anlass für das Künstlerporträt von Ellen Epstein in den Mitteilungen des Reichsverbandes der Jüdischen Kulturbünde in Deutschland, das ebenfalls im Juni 1938 erschien und
zuvor schon zitiert wurde (vgl. das durch Anm. 31 belegte Zitat).
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Erste Eingabe ins Internet: 27. September 2007 Letzte Änderung: Sonntag, 3. Februar 2019
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